Szenische Lesung | Stückemarkt
von Tanja Šljivar (Bosnien und Herzegowina / Serbien)
Englische Übersetzung aus dem Serbokroatischen von Cory Tamler und Željko Maksimović
Szenische Lesung
Stückemarkt III
© Tanja Šljivar
der raum neutral, auch wenn der raum in wirklichkeit eine toilette ist, ist er irgendwie neutral... weiß.
die szenen springen... im club… zu hause... in der toilette. eine konkrete welt, die eine abstrakte ist. ein ganz modernes stück einer sehr jungen autorin, die dennoch die schwester von sarah kane sein könnte…
das allegorische im konkreten... genauso der kulturelle hintergrund... wahrscheinlich bosnien… ein ostsüdeuropäischer raum… ihre musik... ihre kleidung... ihre folklore... ihr essen und doch ist die welt durch und durch globalisiert, das menu des i-phones verlangt weltweit dieselbe bedienung.
die geschichte rückwärts erzählend. das schlussbild am anfang von szene zu szene variierend mäandernd ein fluss der rückwärts fließt.
die sprache schmal minimalistisch genau. weiblich männlich. mittelalt jung.
was ich am meisten mochte in dem stück… dass alles wirklich passiert... wie in einem traum... so schnell sich ändernd in jeder szene... immer neue probleme... neue lösungen... neue volten...
vielleicht ist es so, als würde alles ein wachtraum sein... das ganze leben milans noch einmal in den letzten sekunden seines lebens durch seinen kopf fließend... sein leben nachatmend... ein zweites mal.
und dann noch die schuhe, keine ahnung wie teuer wichtig universell diese schuhe einer frau in der welt des balkans sind, aber das durch sie ein tor in die welt aufgeht, entsteht, sich schließt – das ist sicher balkanisch.
das ist magischer realismus im sinne von marquez, aber auch nicht, vielleicht eher im sinne von kusturica und time of the gypsies oder der von madonna in like a prayer… in dem madonna zu christus singt: in the midnight hour, i can feel your power.
und es liegt ein großes wissen über die welt. über frau und mann, über ihr land in diesen worten. eine liebe zum leben, eine sehnsucht nach liebe. eine zartheit, die wehtut.
Armin Petras
Einrichtung Johannes von Matuschka
Dramaturgie Nils Haarmann
Musik Malte Beckenbach
Mit Malte Beckenbach, Ursina Lardi, Christian Wagner