Konzert
Vladimir Jurowski, Leitung
Brahms / Schönberg / Adams
Arnold Schönberg, Selbstporträt, im Jahr 1919 © Belmont Music Publishers, Los Angeles, courtesy: Arnold Schönberg Center, Wien
Schönberg und Brahms – das klingt nach getrennten Welten. Dabei war Schönberg dafür mitverantwortlich, den Hochromantiker für die Moderne gerettet zu haben. Mit Brahms’ „Tragischer Ouvertüre“ und dem US-amerikanischen Minimalismus von John Adams „Harmonielehre“ finden Schönbergs Lieder hier eine Rahmung durch das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, die gerade in ihrer großen Kontrastierung die ganze Weite seiner Musik aufspannt.
Christina Bock mußte krankheitsbedingt leider ihre Mitwirkung am Saisoneröffnungskonzert des RSB am 9.9. in der Philharmonie Berlin absagen. Wir freuen uns dass sich Fleur Barron kurzfristig bereit erklärt hat, die Gesangspartie zu Arnold Schönbergs „Vier Lieder für Gesang und Orchester op. 22“ zu übernehmen.
Beziehungszauber: Der Vortrag „Brahms der Fortschrittliche“, den Arnold Schönberg erstmals 1933 im Frankfurter Rundfunk hielt, führte zu einer Neubewertung von Brahms’ Schaffen. Den Kontakt zum Sender hatte Hans Rosbaud, der Chef des Frankfurter Rundfunk-Symphonie-Orchesters, hergestellt, der viele Werke Schönbergs in seinen Konzerten aufführte. Rosbaud war es auch, der ein Jahr zuvor Schönbergs „Vier Lieder für Gesang und Orchester“ op. 22 uraufgeführt hatte – einen ergreifenden Zyklus, der bereits unmittelbar vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs entstanden war. In ihm treffen abgrundtiefe Trauer eines von Gott verlassenen lyrischen Ichs auf die Utopie einer besseren Welt, wobei Schönberg selbst den außergewöhnlichen und „überwiegend solistischen“ Stil der Orchestrierung hervorgehoben hat. „Harmonielehre“ des Pulitzer-Preisträger John Adams, der wie kaum ein anderer Gegenwartskomponist die US-amerikanische Musikwelt der letzten Jahrzehnte geprägt hat, bezieht sich wiederum auf Schönbergs gleichnamiges Lehrbuch, wenn auch ironisch. Als Leitplanke dient hier nämlich die US-amerikanische „Minimal Music“, bei der über längere Zeiträume einfache Grundmuster mit oft kaum hörbaren Veränderungen wiederholt werden. Inspiration des Kopfsatzes war ein surrealer Traum, in dem ein großes Containerschiff in der Bucht von San Francisco „wie eine Saturn-Rakete“ (Adams) in den Himmel aufstieg. Entsprechend spektakulär beginnt das Ganze: mit gewaltigen Akkordsalven, deren kontinuierliche rhythmische Verschiebungen und Schwerpunktverlagerungen eine beispiellose Sogwirkung entwickeln.
Johannes Brahms (1833 – 1897)
Tragische Ouvertüre d-Moll op. 81 (1880)
Arnold Schönberg (1874 – 1951)
Vier Lieder für Gesang und Orchester op. 22 (1913 – 1916)
John Adams (*1947)
Harmonielehre (1985)
Eine Veranstaltung des Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin in Kooperation mit Berliner Festspiele / Musikfest Berlin