Theater | 10er Auswahl
nach Molière
nach der Übersetzung von Benno Besson und Hartmut Lange
Fassung Dimiter Gotscheff
Thalia Theater, Hamburg
Premiere in Salzburg 29. Juli 2006
Premiere in Hamburg 27. September 2006
Der Tartuffe © Arno Declair
Gotscheff schreibt in seinem grimmig finsteren Kehraus Molières Komödie mit viel Heiner Müller um zum Konflikt zwischen Erster und Dritter Welt. Nach einem fulminanten Konfetti- und Luftschlangen-Feuerwerk (Bühne Katrin Brack), in dem ein blasiertes Neo-Rokoko aus allen Rohren schießt und als Spaßgesellschaft den Absolutismus des Ennui feiert, zeigt sich der Tartuffe des Norman Hacker als kalt agierender Prophet, verkündend den Hass und den Aufstand. Ein Extremist und Fundamentalist, Umverteiler und Umwerter, der in der moderaten Manier des massensuggestiven TV-Predigers auftritt und sich kleidet in die Maske der Revolution. Seine Opfer-Lämmer weidet er nicht, sondern führt die Blökenden auf die Schlachtbank. Er hat nicht frohe Botschaft, sondern Tage des Zorns zu verkünden. Und Orgon (Peter Jordan) nimmt diese Offerte an und verinnerlicht sie wie eine Befreiungs-Theologie, als sei es der absolute Kick, das Asketen- und Flagellanten-Gewand anzuziehen.
Regie – Dimiter Gotscheff
Bühne – Katrin Brack
Kostüme – Barbara Aigner
Musik – Sir Henry
Licht – Henning Streck
Dramaturgie – Claus Caesar
Norman Hacker – Tartuffe
Peter Jordan – Orgon
Paula Dombrowski – Elmire
Angelika Thomas – Pernelle
Andreas Döhler – Damis
Judith Rosmair – Dorine
Anna Blomeier – Mariane
Ole Lagerpusch – Valère
Helmut Mooshammer – Cléante
Christoph Rinke – Loyal