Diskurs | TT Kontext
TT Kontext
Was haben Catcalls mit dem Gender Pay Gap zu tun? Wie bedingen sich altgewohnte Männlichkeitsbilder und struktureller Sexismus? Können wir von klein auf gelernte Lebensweisen überhaupt ablegen und sollte nicht gerade das Theater Vorreiter*in in Fragen der Gleichstellungspolitik sein? UNLEARNING Patriarchat fragt über die Bühne hinaus, ob wir nicht alle gewinnen, wenn wir etablierte Vorstellungen von Männlichkeit, starre Rollenbilder und verkrustete Systeme neu aushandeln.
Programm
10:00, Bornemann Bar / Oberes Foyer
Begrüßung Maria Nübling und Christina Zintl
11:00-12:30, Bornemann Bar / Oberes Foyer
Impulse, Round-Tables und Workshops von, mit und für Theatermacher*innen in Zusammenarbeit mit der Initiative Theater.Frauen
Anmeldung und weitere Informationen unter anmeldung@berlinerfestspiele.de
1. A Circle of Cunts Protects Me from Ghosts
mit Antje Prust (Performerin und Regisseurin, Talking Straight)
Antje Prust sucht in ihrer Arbeit dezidiert nach femininen Schauspiel- und Performer*innen Strategien und begreift dabei das gemeinsame Erleben mit den Zuschauer*innen als Möglichkeitsraum, andere Realitäten sinnlich erfahrbar zu machen. Denn jenseits von ebenso wichtigen organisatorisch-politischen und inhaltlich-diskursiven Lösungen braucht es performative Einbrüche und künstlerische Trainings, welche die momentan vorherrschenden binären Geschlechterdarstellungen aktiv befragen.
Antje Prust ist Performerin und Regisseurin. Sie studierte Schauspiel in Berlin und Performance Studies in Hamburg. Ihre interdisziplinären Arbeiten umfassen Trash/DIY Performances, Stückentwicklungen, Rauminstallationen und Video; ihr Hauptinteresse sind Fiktionale Körper, Sprachsubversion und Partizipation durch Berührung. Sie zeigte ihre Arbeiten u.a. auf Kampnagel Hamburg, im HAU Berlin und auf internationalen Festivals in Deutschland, der Schweiz, Italien und Frankreich. Seit 2015 ist sie Teil des Talking Straight Kollektivs, zurzeit Artist in Residence am Studio я des Maxim Gorki Theaters.
www.antjeprust.de
2. Was motiviert Männer zum Feminismus? Über Männerbanden, Differenzerfahrungen und toxische Männlichkeit
mit Matthias Weigel (Autor & Creative Producer WELTRECORDER)
Was motiviert Männer zum Feminismus? Überkommene Geschlechterrollen und Toxic Masculinity zählen sicher zu den Gründen. Aber warum sonst noch sollten Männer freiwillig ihre Privilegien aufgeben – Privilegien, die man meist nicht einmal als solche wahrnimmt? Warum sollten Männer auf Männerbanden verzichten – und wie sind sie überhaupt entstanden? Wie hängen Geschlechtergerechtigkeit, Flirtkultur, Homofeindlichkeit, Ehegattensplitting und die Angst vor der eigenen Autonomie zusammen?
Matthias Weigel (*1986) arbeitet als Creative Producer der Produktionsfirma Weltrecorder (u.a. Streetphilosophy, Arte) an gesellschaftspolitischen TV-Formaten zwischen Dokumentation und Unterhaltung. Zuvor war er Redakteur für Joko & Klaas (u.a. Die beste Show der Welt, ProSieben). Von 2012 bis 2015 arbeitete er als freier Theaterkritiker und Redakteur bei nachtkritik.de.
www.mweigel.com
3. So wie es ist, kann es nicht bleiben – Nächste Schritte Stadttheater
mit Amina Gusner (ProQuote Bühne) und Laura Kiehne (ensemble-netzwerk)
So wie es ist kann es nicht bleiben. Gender Pay Gap, miserable Arbeitsbedingungen, Unsicherheit und auf vertikalen Hierarchien beruhende Leitungsstile dominieren den deutschsprachigen Theaterbetrieb. Doch es tut sich etwas: In den letzten Jahren haben sich immer mehr Künstler*innen zusammen getan, um gegen Ungleichheit und Ungerechtigkeit vorzugehen.
Die Initiative Pro Quote Bühne setzt sich für eine Frauenquote am Theater ein und damit für ein Theater, welches die Gleichberechtigung lebt und die Vielfalt an gesellschaftlichen Rollenbildern thematisiert und hinterfragt. Für Gleichberechtigung, Mitbestimmung, Transparenz und gute betriebliche Bedingungen für Künstler*innen am Theater steht auch das 2016 gegründete ensemble-netzwerk. Gemeinsam wollen wir über die Frage nachdenken, wie wir aktiv an der Gestaltung der Theaterstrukturen teilhaben können. Wie überwinden wir die patriarchalen Strukturen, die den Stadttheaterbetrieb seit jeher prägen und was kommt danach?
Amina Gusner ist Autorin und Regisseurin. Sie studierte an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch” und gründete die intermedialen Künstlergruppen Lautlinie und „allein-im-Hausflur.de“, mit denen sie auch international Anerkennung fand. Sie arbeitete als Regisseurin und Autorin u. a. am Staatstheater Kassel, im Hans Otto Theater Potsdam, am Maxim Gorki Theater Berlin und am Centraltheater Leipzig. Von 2009–2012 war sie Schauspieldirektorin der Theater & Philharmonie Thüringen, von 2014–15 Hausregisseurin am Volkstheater Rostock. Sie ist Mitbegründerin der Initiative Pro Quote Bühne.
Für ihre Arbeiten erhielt sie den 1. Inthega Preis, den Publikumspreis bei den Hessischen Theatertagen und den 1. Preis beim Impulse Festival für das beste freie Theater im deutschsprachigen Raum.
Laura Kiehne, geboren 1988 in Ost-Berlin, ist Referentin und Pressesprecherin des ensemble-netzwerks. Sie begann bereits mit 17 das Schauspielstudium an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch”. Nach dem Abschluss ging sie fest ans Schauspiel Essen, wo sie bis 2013 engagiert war. Anschließend absolvierte sie neben Tätigkeiten für Theater und Film einen Master in Dramaturgie an der Theaterakademie der HfMT Hamburg. Zuletzt spielte sie am Stadsteater Uppsala und am Schaupiel Essen und war zudem in der Serie „Babylon Berlin“ zu sehen.
4. Feminism: Decolonize it.
mit Sandrine Micossé-Aikins (Leitung Diversity.Arts.Culture– Berliner Projektbüro für Diversitätsentwicklung)
und Bahareh Sharifi (Programmleitung Diversity.Arts.Culture– Berliner Projektbüro für Diversitätsentwicklung)
Gleichstellungskämpfe können nur dann wirklich machtkritisch sein, wenn sie Mehrfachdiskriminierungen und die spezifischen Erfahrungen berücksichtigen, die entstehen, wenn sich verschiedene Ausschlüsse überschneiden. Aus diesem Grund stellt Diversity Arts Culture - Berliner Projektbüro für Diversitätsentwicklung intersektionale Antidiskriminierungsansätze in den Mittelpunkt seiner Arbeit.
Was jedoch bedeutet ‚Intersektionalität‘ genau und wie sieht diese in der Praxis aus? Gemeinsam mit den Teilnehmer*innen erörtern wir die Spielräume unserer Arbeitspraxis.
Sandrine Micossé-Aikins leitet Diversity Arts Culture – Berliner Projektbüro für Diversitätsentwicklung und verantwortet die Begleitung der Kulturverwaltung. Sie ist Kunstwissenschaftlerin, Kuratorin und Equitymanagerin und arbeitet schwerpunktmäßig zu Rassismus und Empowerment in der Kunst, der Wirkmacht kolonialer Bilder, Körperpolitik sowie Repräsentation und Teilhabe im deutschsprachigen Kunst- und Kulturbetrieb. 2012 gab sie gemeinsam mit Sharon Dodua Otoo die Anthologie The Little Book of Big Visions: How to Be an Artist and Revolutionize The World (Edition Assemblage) heraus.
Als Programmleitung von Diversity Arts Culture – Berliner Projektbüro für Diversitätsentwicklung ist Bahareh Sharifi für die Entwicklung von Sensibilisierungs- und Empowermentprogrammen zuständig. Sie arbeitete zuvor als Diversitätsbeauftragte für den Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung sowie kuratorisch u.a. für die Kulturprojekte Berlin, das Maxim Gorki Theater und das Deutsche Hygiene-Museum Dresden. Sie war Teil des Organisations- und Kurationsteams der Konferenz „Vernetzt euch! Strategien und Visionen für eine diskriminierungskritische Kunst- und Kulturszene", die 2015 an der Universität der Künste Berlin stattfand.
5. Wider die Vereinzelung – solidarisches Handeln im Theater
Mit Melmun Bajarchuu und Isabel Schwenk (Initiativefür Solidarität am Theater)
Die Initiative für Solidarität am Theater (ISaT) ist ein Netzwerk von intersektional, feministisch und machtkritisch denkenden Theatermacher*innen. Gegen jahrelang antrainierte und reproduzierte Machtmechanismen im Theaterbetrieb möchten wir Strategien entwickeln – wie man sie erkennt (auch bei sich selbst) und kontinuierlich dagegen angehen kann. Dem neoliberalen Narrativ des klassischen Theaterbetriebs setzen wir ein polyphones und doch solidarisiertes Wir* entgegen. Miteinander entwickeln wir Verbündungsstrategien, die Marginalisierungen bekämpfen und bessere Arbeitsbedingungen hervorbringen.
Wir* formieren uns als Theaterschaffende, welche die herrschenden Zustände im Theaterbetrieb nicht nur kritisieren, sondern sich auch aktiv dagegen wenden und neue Formen von Gemeinschaft beim Theatermachen imaginieren und ausprobieren.
Melmun Bajarchuu studierte Philosophie in Hamburg und arbeitet an den Grenzbereichen von Kunst und Theorie als Denkerin, Diskurspartnerin, Kuratorin und Dramaturgin mit besonderem Interesse an poststrukturalistischen, postkolonialen und queerfeministischen Themen. Zusammenarbeit u.a. mit Dasniya Sommer, Das Helmi, costa compagnie.
Isabel Schwenk studierte Inszenierung der Künste und der Medien in Hildesheim und arbeitet als Performerin für das Syndikat Gefährliche Liebschaften und ist Teil des Kollektivs christians//schwenk. Als Dramaturgin arbeitet sie für verschiedene Kollektive und Einzelpersonen aus den Bereichen Theater, Performance und Film.
6. Stadttheater und Freie Szene – wie können wir voneinander lernen?
Mit Nicola Bramkamp (Schauspieldirektion Theater Bonn) und Franziska Werner (Künstlerische Leitung Sophiensæle)
Es ist längst nicht mehr zu leugnen: Auf und hinter deutschen Bühnen sind Frauen und ihre Geschichten deutlich unterrepräsentiert. Die Männerdominanz spiegelt sich auch in den Strukturen wieder, die vor allem im Stadttheaterbetrieb seit jeher patriarchal geprägt sind. Doch gibt es sowohl im Stadttheater, als auch in der Freien Szene starke Stimmen für eine stärkere Frauenförderung: Formate wie THE FUTURE IS F*E*M*A*L*E* an den SophiensælenBerlin oder die erste Konferenz der Theatermacherinnen „Burning Issues“ in Bonn, widmen sich aktiv und künstlerisch dem aktuellen feministischen Diskurs und der Frage nach der Weiblichkeit im Theater. Die Schauspieldirektorin und Mitinitiatorin von „Burning Issues“, Nicola Bramkamp, und die Künstlerische Leiterin der Sophiensæle Berlin, Franziska Werner, widmen sich nun der Frage: Was können Stadttheater und Freie Szene voneinander lernen? Wie können wir uns gegenseitig inspirieren, unterstützen und gemeinsam für mehr Weiblichkeit im Theater kämpfen?
Nicola Bramkamp ist seit der Spielzeit 2013/14 Schauspieldirektorin am Theater Bonn. Nach dem Studium der Germanistik, Theaterwissenschaft und BWL arbeitet sie als Dramaturgin, u.a. am Theaterhaus Jena und dem Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. Von 2002–2004 war sie Projektleiterin des Theaterfestivals Impulse. Seit Oktober 2008 unterrichtet sie darüber hinaus Theatertheorie im Studiengang Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater Hannover sowie an der ZHDK Zürich.
Franziska Werner ist seit 2011 künstlerische Leiterin der Sophiensæle Berlin. Sie studierte Theaterwissenschaften, Kulturelle Kommunikation, Kunstgeschichte und Europäische Ethnologie an der HU Berlin und Etudes Théâtrales an der Sorbonne Nouvelle Paris. Seit 2001 arbeitet sie als freie Produktionsleiterin und Dramaturgin in Berlin. Sie war Mitbegründerin des Künstler*innenkollektivs Pony Pedro (2005 bis 2010). Seit 2008 ist sie Mitglied des LAFT (Landesverband freie Darstellende Künste) Berlin e.V., seit 2012 Mitglied im Rat für die Künste Berlin. Diverse Jurytätigkeiten u.a. für Festivals und Nachwuchsförderungen.
7. Frauenbilder in der Theaterkritik
Mit Dorothea Marcus (Theatertreffen-Jury)
Mit 4 Frauen und 3 Männern sind Frauen in der diesjährigen Theatertreffen-Jury besonders fortschrittlich repräsentiert, dies spiegelt aber in keinster Weise was auf und hinter den Theaterbühnen vor sich geht. Die Hoheit über die Rezeption von Theater liegt denn auch zum Großteil bei den Kritikern und so ist es ungemein wichtig einmal darüber zu sprechen, was für Bilder von Weiblichkeit in unserer Sprache, den Kritiken und Rezensionen reproduziert werden. Wie hoch ist die Aufmerksamkeit für Ungleichheiten und Unterrepräsentanz in der schriftlichen Rezeption? Und wer schreibt eigentlich über wen?
Dorothea Marcus, geboren 1969, Studium der Germanistik und Geschichte an der FU Berlin. Seit 1999 ist sie freiberufliche Kulturjournalistin und Theaterkritikerin, erst in Freiburg, dann in Köln u.a. für die „taz“, Deutschlandfunk, den WDR, „Theater heute“ und „nachtkritik.de“. Sie war Jurorin des Kölner Theaterpreises, des NRW-Theatertreffens und des NRW-Jugendtheatertreffens „Westwind“. Von 2009 bis zu deren Ende 2014 war sie Chefredakteurin der Kölner Theaterzeitung „aKT“. Lehrauftrag „Schreiben über Tanz und Theater“ der Deutschen Sporthochschule in Köln im Studiengang „Tanz- und Bewegungskultur“.
8. Konzepte von „Blackness in der Musik“
Ein Schreibworkshop mit Olivia Wenzel
Musiker*innen wie Sun Ra, Beyoncé und M.I.A. inszenieren ihre Konzepte von ethnischer Zugehörigkeit oft medial und bewusst. Welche Strategien verfolgen sie dabei, wie performen sie Kritik an asymmetrischen Machtstrukturen, wie setzt sich diese Kritik in den Diskursen um sie fort? Im Workshop arbeiten wir mit kurzen Schreibaufgaben, um uns neben der analytischen Annäherung auch kreativ mit Konzepten von „Blackness“ auseinanderzusetzen.
Olivia Wenzel studierte Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis an der Universität Hildesheim und lebt und arbeitet in Berlin. Sie schreibt Texte für die Bühne und Texte zum stillen Lesen, macht Musik als OTIS FOULIE und ist als Performerin aktiv – zuletzt im Stück „Die Erfindung der Gertraud Stock“ mit dem Kollektiv vorschlag:hammer. Olivia Wenzels Texte fürs Sprechtheater wurden u.a. an den Münchner Kammerspielen, am Thalia Theater in Hamburg, am Deutschen Theater Berlin und am Ballhaus Naunynstraße aufgeführt. Mit Prosatexten war sie u.a. zu Gast beim internationalen literaturfestival berlin, im Literaturhaus Hamburg und beim Prosanova – Festival für junge deutschsprachige Gegenwartsliteratur. 2017 nahm sie am Klagenfurter Literaturkurs beim Bachmannpreis teil und bei der Autorenwerkstatt des LCB. Ihr Debütroman erscheint 2019 im S. Fischer Verlag. Neben dem Schreiben gibt Olivia Wenzel Workshops, arbeitet in Textwerkstätten mit Kindern und Jugendlichen und ist Teil des Netzwerks cobratheater.cobra.
9. Gendermainstreaming – was sagt der Deutsche Bühnenverein dazu?
Mit Charlotte Sieben (kaufmännische Geschäftsführerin der KBB, Präsidium Deutscher Bühnenverein)
Als der Interessen- und Arbeitgeberverband der Theater und Orchester setzt sich der Deutsche Bühnenverein mit einer Vielzahl künstlerischer, organisatorischer und kulturpolitischer Fragen auseinander und ist u.a. beratend an der Gesetzgebung von Bund und Ländern beteiligt. Im Zuge der #metoo Debatte und der Veröffentlichung der Studie „Frauen in Kultur und Medien“ des Deutschen Kulturrats wurde das Ausmaß der Genderungleichheit auch in der Deutschen Kulturbranche sichtbar. Im Januar 2018 hat der Bühnenverein eine entsprechende Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, auf deren Agenda unter anderem die Ausarbeitung eines wertebasierten Verhaltenskodex zur Prävention von sexuellen Übergriffen und Machtmissbrauch an den deutschen Bühnen und Orchestern steht, sich aber auch um grundlegende Fragen der Umsetzung von Geschlechtergerechtigkeit und Gleichstellung an Theatern und Orchestern bemüht. Charlotte Sieben, Mitglied des Präsidiums des Deutschen Bühnenvereins, informiert über Positionierungen und Entwicklungen des Deutschen Bühnenvereins und lädt zum Austausch über weitere Notwendige Schritte in Bezug auf Gleichstellungsmaßnahmen ein.
Charlotte Sieben zeichnet sich seit 2010 als Kaufmännische Geschäftsführerin für die KBB verantwortlich. Zuvor war sie dem Unternehmen bereits seit 2005 als Stellvertretende Kaufmännische Geschäftsführerin und Prokuristin verbunden. Die Tätigkeit folgte auf eine fünfjährige Beschäftigung am Theater Altenburg-Gera: Dem größten Vier-Sparten-Theater Thüringens stand sie als Verwaltungsleiterin und Prokuristin vor. In den Jahren davor hat sie sich an diversen deutschen Theater- und Opernhäusern qualifiziert. Sie ist Mitglied des Präsidiums des Deutschen Bühnenvereins. Charlotte Sieben studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Frankfurt am Main, Tours und London.
12:30-13:30, Bornemann Bar / Oberes Foyer
Next Level Intendanz
Mit Anna Bergmann (Schauspieldirektorin Theater Karlsruhe), Nicola Bramkamp (Schauspieldirektorin Theater Bonn), Franziska Werner (Künstlerische Leiterin Sophiensæle, Berlin)
Moderation Anne Peter (Co-Chefredakteurin nachtkritik.de)
Es wächst eine neue Generation der Intendant*innen heran. Wo vor einigen Jahren Männer im Überfluss auf Führungspositionen verharrten, lockern sich nach und nach die Strukturen. Mit Anna Bergmann in Karlsruhe, Sonja Anders in Hannover und einem weiblichen Führungstrio am Neumarkt Theater in Zürich starten in den kommenden Spielzeiten Frauen mit neuen Ideen und Vorschlägen, wie man Theater anders machen kann. So hat Anna Bergmann für das Staatstheater Karlsruhe einen Spielplan mit 100 Prozent weiblichen Regieführenden zusammengestellt und Franziska Werner arbeitet schon seit längerer Zeit mit einem größtenteils weiblichen Team an den Sophiensælen in Berlin. In Bonn hat Nicola Bramkamp bereits vor fünf Jahren für gleiche Bezahlung gesorgt und nun gemeinsam mit Lisa Jopt die erste Konferenz für Theatermacherinnen „Burning Issues“ initiiert. Was bleibt ist die Dominanz der patriarchalen Strukturen im übrigen deutschsprachigen Stadttheater und die Gefahr, dass die Hierarchien nicht gestürzt, sondern nur reproduziert werden. Wie können wir also nachhaltig ein System erneuern, um für Gleichstellung und Diversität auf und hinter deutschsprachigen Bühnen zu sorgen?
14:30-15:00, Kassenhalle
Genderungleichheit im Theater – Zahlen und Fakten
<small>Ein kulturpolitisches Update von Cornelie Kunkat (Leiterin „Projektbüro Frauen in Kultur und Medien“, Berlin)</small>
Im Juni 2016 veröffentlichte der Deutsche Kulturrat eine Studie mit dem Titel „Frauen in Kultur und Medien“, in der vor allem Fragen nach fehlender weiblicher Repräsentanz im Kulturbetrieb zur Debatte standen. Immer noch sind Frauen im Theater deutlich schwächer vertreten als Männer - sowohl hinter als auch auf der Bühne. Woran liegt das?
15:00-16:30, Kassenhalle
Practice what you preach!?
<small>Ein Gespräch der Intendant*innen der 10er Auswahl über Gleichstellungsfragen am Theater</small>
Mit Oliver Beckmann (Münchner Kammerspiele), Barbara Frey (Schauspiel Zürich), Thomas Oberender (Berliner Festspiele), Thomas Ostermeier (Schaubühne, Berlin)
Moderation Susanne Burkhardt (Berlin), Janina Benduski (Berlin)
Wir wollen es wirklich wissen! Was haben die Zahlen und Fakten mit der gelebten Praxis zu tun? Gemeinsam mit den Intendant*innen der 10er-Auswahl ziehen wir Bilanz von der Bilanz und machen den Selbsttest. Wie viel Patriarchat steckt wirklich in den Häusern des deutschsprachigen Raums und was verhindert die Beseitigung von Genderungerechtigkeiten?