Konzert / Matinee | Gastorchester
Jonathan Nott, Leitung
Gastspiel : Frankfurt am Main
Matinee
Richard Strauss im Kreis seiner Familie, Berlin 1904 Foto: Albert Zander & Siegmund Labisch © Wikimedia Commons
Die Symphonische Dichtung „Ein Heldenleben“ von Richard Strauss trifft auf die „Tanzsuite mit Deutschlandlied“ von Helmut Lachenmann. Das Heroische somit auf eine skeptische Befragung des Gefühls von Heimat. Und die Musik lotet die Möglichkeiten des Orchesterklangs aus.
Richard Strauss war ein Erbe Hector Berlioz’. Nicht allein, weil er dessen Instrumentationslehre erweitert herausgab und damit die Bedeutung dieser Arbeit unterstrich. Auch nicht allein, weil er, wie jener, die Form, Logik und Argumentationsweise der Symphonie mit Literatur verknüpfte. Beide Komponisten machten den Künstler zum Thema der Kunst, Berlioz in der „Symphonie fantastique“, im „Lélio“ und „Benvenuto Cellini“, Strauss im „Heldenleben“. Die Symphonische Dichtung in der „Eroica“-Tonart Es-Dur zelebriert, raffinierter noch als Beethoven in seiner Symphonie, den Aufbau und die Modulation, die feinen Schattierungen, Entrückungen und Erdungen des Orchesterklangs, ganz im Sinne von Helmut Lachenmanns Devise: „Komponieren heißt: ein Instrument [auch eines aus vielen] bauen“. In seiner Musique concrète instrumentale baute Lachenmann das jeweilige Instrument, egal aus welchen tatsächlichen Instrumenten es bestand, immer neu, verlieh ihm einen jeweils anderen Klang. Selbstverständlich hat er dabei die Tradition als Folie hinter sich. Ähnliches gilt für die Formgestaltung. Bei der „Tanzmusik mit Deutschlandlied“ kommt zum Orchester ein Streichquartett; diese konzertante Besetzung gab es zuvor nur bei Edward Elgar. In den 18 bruchlos verknüpften Sätzen in fünf Abteilungen zieht allerhand vorbei, was in Tanzkreisen Rang und Namen hatte. Im Vorspann des Quartetts und im Galopp gegen Ende klingt das Deutschlandlied herein. Vernimmt man’s? Da ist es jedenfalls, als Schatten aus der Geschichte. Lachenmann macht die Musik zum Thema der Musik.
Helmut Lachenmann (*1935)
Tanzsuite mit Deutschlandlied
Musik für Orchester mit Streichquartett (1979/80)
Richard Strauss (1864 – 1949)
Ein Heldenleben
Symphonische Dichtung op. 40 (1898)
Jack Quartet
Christopher Otto – Violine
Austin Wulliman – Violine
John Pickford Richards – Viola
Jay Campbell – Violoncello
Junge Deutsche Philharmonie
Jonathan Nott – Leitung
Eine Veranstaltung der Berliner Festspiele / Musikfest Berlin