Konzert
Sir Donald Runnicles, Leitung
Respighi / Nono / Verdi
Die Brücke von Hiroshima – hier gut an der T-Form zu erkennen. Luftbild nach der Zerstörung der Stadt, 6. August 1945
Italia noir: Das Orchester der Deutschen Oper präsentiert einen düsteren italienischen Abend. Ottorino Respighi führt das Orchester in einem akustischen Cinemascope-Format in die Arenen des Alten Roms, Luigi Nono setzt den Grausamkeiten seiner Gegenwart Leben und Liebe entgegen. Und Giuseppe Verdis „Otello“ gehört zu den tragischsten der Operntragödien – hier gibt es das Finale.
Im ersten Teil seines brillant in Szene gesetzten Klangfreskos „Feste romane“ führt Ottorino Respighi das Publikum direkt in den antiken Circus Maximus, in dem Kaiser Nero eine Gruppe von Märtyrer*innen den Löwen zum Fraß vorwerfen lässt: die Streicher übernehmen ihren Choral, während Klarinetten, Fagotte und Posaunen mit naturalistischen Glissandi das Gebrüll der wilden Tiere nachahmen. Luigi Nono wiederum wandte sich in seinen „Canti di vita e d’amore“ von 1962 gegen jede Form von Grausamkeit, wobei alle drei Teile unterschiedliche Facetten von Gewalt und Unterdrückung thematisieren und nach Möglichkeiten suchen, kriminellem Wahnsinn entgegenzuwirken. Die Brücke von Hiroshima im Untertitel weist dabei den Weg. Neben diesen beiden Werken widmen sich Sir Donald Runnicles und das Orchester der Deutschen Oper Berlin auch dem vierten Akt von Giuseppe Verdis Operntragödie „Otello“, in der in genretypischer Dreieckskonstellation der Held (Otello), seine zu Unrecht beschuldigte Ehefrau (Desdemona) und ein kaltblütiger Intrigant (Jago) aufeinandertreffen. Kein anderer italienischer Opernkomponist des 19. Jahrhunderts hat sich in seinen Bühnenwerken so schonungslos mit dem Tod auseinandergesetzt wie Verdi: Bereits zu Beginn seiner Karriere gab er zu Protokoll, dass die Oper das Publikum „zum Weinen, zum Entsetzen, zum Sterben durch den Gesang“ bringen müsse. Im vierten „Otello“-Akt ist ihm das zweifellos gelungen, wobei das Orchester an der fesselnden Wirkung des Ganzen prominenten Anteil hat: Düstere Akkorde in tiefstmöglicher Instrumentallage lassen am Ende keinen Zweifel daran, dass der Tod dem gefallenen Helden keine Erlösung bringen wird.
Ottorino Respighi (1879 – 1936)
Feste Romane (1928)
Sinfonisches Gedicht für Orchester
Luigi Nono (1924 – 1990)
Canti di vita e d’amore. Sul Ponte di Hiroshima (1962)
für Sopran- und Tenor-Solo und Orchester
Giuseppe Verdi (1813 – 1901)
Otello, IV. Akt (1884 – 1886)
Federica Lombardi – Sopran (Desdemona)
Karis Tucker – Mezzosopran (Emilia)
Roberto Alagna – Tenor (Otello)
Lilit Davtyan – Sopran (Nono)
Thomas Cilluffo – Tenor (Nono)
Orchester der Deutschen Oper Berlin
Sir Donald Runnicles – Leitung
Eine Veranstaltung der Deutschen Oper Berlin in Kooperation mit Berliner Festspiele / Musikfest Berlin