Konzert
Kaja Draksler // Zoh Amba, Vinicius Cajado, Mauricio Takara © Courtesy of the Artist, Scott Rossi, Luke Marantz, Carla Boregas
Vier Avantgarde-Performances bilden das Late-Night-Programm im Festspielhaus, davon zwei in der Kassenhalle: Kaja Draksler verbindet mit einer Gruppe von europäischen Improvisationsmusiker*innen in ihrem brandneuen Projekt „matter 100“ abstrakte Klänge mit Text, während die US-amerikanische Free-Jazz-Saxofonistin und Newcomerin Zoh Amba bei ihrem Jazzfest Berlin-Debüt im Trio eine Kostprobe ihres instinktiven und organischen Spiels gibt.
22:00 / Deutschlandpremiere
(NL, UK, PL, SI)
Die slowenische Pianistin Kaja Draksler ist ein bekanntes Gesicht beim Jazzfest Berlin. 2021 war sie im Duo mit der portugiesischen Trompeterin Susana Santos Silva zu erleben, 2018 zusammen mit Bassist Petter Eldh und Drummer Christian Lillinger in ihrem hochgradig originellen Trio Punkt.Vrt.Plastik. Als eine der umtriebigsten und neugierigsten Musiker*innen der Szene ist sie immer auf der Suche nach neuen künstlerischen Herausforderungen – seien es kreative Neuvertonungen der Gedichte von Robert Frost oder ihre Rolle als Mitglied des Improvisationsquartetts Hearth an der Seite von Santos Silva und den Saxofonistinnen Mette Rasmussen und Ada Rave. Beim diesjährigen Jazzfest Berlin stellt sie ihr neues Projekt „matter 100“ vor, von dem sie sagt: „Ich beschäftige mich mit Songs und Sound; Songs auf formaler Ebene und Sound als Ideenquelle und Navigationssystem.“ Um diese Vision umzusetzen, hat Draksler eine Band zusammengestellt, die sich aus sehr unterschiedlichen musikalischen Prägungen speist. Die junge Singer-Songwriterin Lena Hessels – die Tochter von Teri Hessels, dem Gitarristen der Amsterdamer Post-Punk Improvisationsband The Ex – spielt Gitarre und singt zwischen Melodie und gesprochenem Wort. Die Amsterdamer Pianistin Marta Warelis ist ebenso wie Draksler am Keyboard zu erleben. Außerdem mit von der Partie sind der zweite Gitarrist von The Ex, Andy Moor, der polnische Schlagzeuger Macio Moretti – Mitglied von Shofar und Mitch & Mitch – sowie der slowenische Instrumentenbauer Samo Kutin, der eine präparierte Drehleier spielt.
Lena Hessels – Gesang, Gitarre
Andy Moor – Gitarre
Marta Warelis – Keyboards
Kaja Draksler – Keyboards, Klavier
Samo Kutin – präparierte Drehleier
Macio Moretti – Schlagzeug
23:30
(US, BR)
Die 23-jährige Zoh Amba stand bereits früh in ihrer kreativen Laufbahn im Rampenlicht – ein Umstand, der Musiker*innen in ihrer künstlerischen Entwicklung auch ausbremsen kann, zumal diese gerade im Jazz oft Zeit braucht. Anders bei Amba: Die Saxofonistin wuchs im ländlichen Tennessee auf; ihre musikalischen Interessen verfolgte sie weitgehend autodidaktisch. Zwei Jahre nachdem sie für ihr Studium nach San Francisco gezogen war, brach sie die Ausbildung ab, frustriert von der orthodoxen Zwangsjacke, die US-amerikanische Jazzschulen ihren Schüler*innen mitunter anzulegen versuchen. Stattdessen lernte Amba bei verschiedenen Mentor*innen wie u. a. David Murray und erwarb ihr Können auf Bühnenbrettern und in Aufnahmestudios, wo sie mit einigen der besten Musiker*innen der USA zusammenarbeitete, darunter die Schlagzeuger Tyshawn Sorey, Joey Baron und Chris Corsano, die Bassisten William Parker, Thomas Morgan und Luke Stewart und der Pianist Micah Taylor. Ihr gospelartiges Spiel verweist auf den Einfluss von Free-Jazz-Saxofonvirtuos*innen wie Albert Ayler, Frank Wright und David S. Ware, während zugleich ihre eigene musikalische Stimme jegliche traditionellen Vorgaben und Erwartungen durchbricht.
Einige ihrer bislang fesselndsten Stücke kreierte und veröffentlichte Amba außerhalb der etablierten Kreise. Auf dem Album „The Flower School“, einer Zusammenarbeit mit Corsano und dem Gitarristen Bill Orcutt, ist ihr Spiel von einer intensiven, zugewandten Zärtlichkeit geprägt. Bei ihrem Debüt beim Jazzfest Berlin trifft sie auf zwei neue Mitstreiter, beides gebürtige Brasilianer mit Wohnsitz in Berlin: den Bassisten Vinicius Cajado, der aus der aktuellen Szene nicht wegzudenken ist und Tradition geschickt mit Innovation zusammenbringt, und den stilistisch vielfältigen Schlagzeuger Mauricio Takara, der experimentellen Rock-Background mitbringt und zuletzt 2019 und 2021 beim Jazzfest Berlin begeisterte.
Zoh Amba – Saxofon
Vinicius Cajado – Kontrabass
Mauricio Takara – Schlagzeug