Konzert | Gastorchester
Kontraste bleiben unversöhnt, Fragen ohne Antwort. Aber immer spielt die Geschichte mit, im Klavierkonzert allein durch die Gattung. Virtuose gegen, Virtuose mit dem Orchester, das ist hier die Frage. Berio löst sie nicht auf, sondern verwandelt sie ins Kunstwerk selbst. »Das Konzert für zwei Klaviere und Orchester entwickelt eine bewegliche, mannigfaltige und sehr unstabile Beziehung zwischen den Solisten und dem Orchester und den Solisten unter sich. Ich fasse dieses Werk auf als Reise durch eine Vielfalt von instrumentalen Partien und Beziehungen, von verschiedenen Funktionen und Vorgängen.«
In Strauss’ Metamorphosen wird das Zurückdenken zur musikalischen Gestalt. Am Schluss erscheint das Thema, um das sich das vielstimmige Wunderwerk drehte, und das als Ahnung immer wieder durchschien. Es hat, wenn es verdeckt in der Tiefe auftritt, die Verwandlungen hinter sich. Rücken zur Zukunft – anders konnte sich der Komponist 1945 Schönheit, selbst die im Trauerflor, nicht mehr vorstellen.
In Strawinskys Petruschka, seiner zweiten Musik für das Russische Ballett, verschwimmen die Grenzen trotz scharf konturierter Details. Was ist Wirklichkeit, was ist Spiel? Triumphiert der Verlierer nach dem Tod als Geist? Die Musik durchläuft viele Ebenen, Volksliedzitate, grelle Fanfaren, rhythmische Härte, harmonische Süße. Auch Petruschka, die hintersinnige Burleske, ist ein Passagenwerk. Es führt durch einen Parcours der Gefühls-, der Materialzustände und der Stile. Sie werden durchmessen. Aufgelöst werden sie nicht. Die Kontraste bleiben.
Luciano Berio [1925–2003]
Concerto
für 2 Klaviere und Orchester [1972/73]
Richard Strauss [1864–1949]
Metamorphosen
Studie für 23 Solostreicher op. 142 [1945]
Igor Strawinsky [1882–1971]
Petruschka
Burleske Szenen in vier Bildern [1910/11, rev. 1947]
I. Jahrmarkt in der Fastnachtswoche – II. Bei Petruschka
III. Beim Mohren – IV. Jahrmarkt in der Fastnachtswoche
Konzertante Aufführung