Der Stückemarkt präsentierte bis 2022 neue Autor*innenstimmen aus der ganzen Welt, die in verschiedenen theatralen Formaten – von dramatischen Texten bis hin zu Performances – vorgestellt wurden.
Der Stückemarkt suchte bis 2022 nach neuen Formen der Autor*innenschaft und innovativen Theatersprachen. In einem international offenen Wettbewerb konnten sich Autor*innen und Theaterkollektive gleichermaßen mit Theatertexten und Theaterprojekten bewerben. Eine fünfköpfige Künstler*innenjury wählte aus den Einsendungen fünf Arbeiten aus. Im Rahmen des Theatertreffens wurden die ausgewählten Arbeiten ihrer Form entsprechend präsentiert – als Gastspiele, Szenische Lesung, Performances, Site-specific-Formate u. a.
Im Sinne einer nachhaltigen Künstler*innenförderung vergab der Stückemarkt von 2007 bis 2022 einen Werkauftrag, gefördert von der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb. Dieser wurde während des Festivals im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung an eine*n der eingeladenen Künstler*innen vergeben und war verbunden mit der Realisierung einer neuen Arbeit an einem Partnertheater des Stückemarkts.
Der Stückemarkt des Theatertreffens ist das Original: 1978 wurde er als erste Förderinitiative für Neue Dramatik im deutschsprachigen Raum gegründet. Vorher gab es keine solche Autor*innenförderung, keine Plattform für noch nicht aufgeführte Stücke und keine Schreibschulen für angehende Dramatiker*innen. Der Stückemarkt setzte sich dafür ein, neue Stücke auf die Spielpläne der Theater zu bringen.
Seit seiner Gründung haben über 200 Autor*innen am Stückemarkt teilgenommen. Eine Vielzahl von ihnen bestimmt heute die Neue Dramatik auf den Theaterspielplänen – angefangen bei Elfriede Jelinek, die mit ihrem Stück „Was geschah, nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte oder Stützen der Gesellschaft“ im ersten Jahr eingeladen war und damals noch als österreichischer Geheimtipp galt.
In den ersten zwanzig Jahren des Festivals wählte die Stückemarkt-Leitung aus den zur Uraufführung freien Stücken jährlich fünf aus, um sie einem breiteren Publikum im Rahmen des Theatertreffens vorzustellen. Eine Jury gab es damals nicht – die*der Stückemarktleiter*in war allein für das Programm verantwortlich. Die Leitung des Stückemarkts hatten bis dahin Jürgen Fischer (1978), Ellen Hammer / Peter Krumme (1979), Sigrid Wiegenstein (1980–1984) und Klaus Völker (1986–2002) inne.
2003 öffnete sich der Stückemarkt für Autor*innen aus ganz Europa, die in Originalsprache Theatertexte einreichen konnten. Von 2003–2004 lag die Leitung des Stückemarkts in den Händen von Antonia Lahmé. Aus der Präsentation neuer Dramen für Theaterleute wurde ein Wettbewerb für noch unbekannte Autor*innen. Eine Fach-Jury sichtet seither Hunderte von Stücken, von denen während des Theatertreffens zwischen fünf und sieben in Szenischen Lesungen präsentiert werden. In den letzten zehn Jahren setzte der Stückemarkt neue Impulse bei der Dramatiker*innenförderung und legte den Fokus auf Entdeckungen und Wiederentdeckungen: Preise und Werkaufträge, Kooperationen mit Partnertheatern und einem Radiosender wurden eingeführt, ein internationales Netzwerk wurde aufgebaut und die Übersetzung der Stücke ins Englische, die Realisierung von Masterclasses und Dramatiker*innenworkshops sowie die Übernahme von einjährigen Patenschaften für die Autor*innen wurden etabliert. Mit dem TT-Symposium „Schleudergang Neue Dramatik“ (2009) initiierte der Stückemarkt weitere Schritte in der Zusammenarbeit zwischen Dramatiker*innen und Theatern, wie zum Beispiel den Ausbau von Hausautor*innenschaften. 2012 erweiterte der Stückemarkt seinen Autor*innenbegriff: Erstmals wurden Projektarbeiten von Theaterkollektiven für den Wettbewerb zugelassen. Ein Performer-Duo wurde eingeladen, im neu gegründeten Projektlabor ihr eingereichtes Konzept zu entwickeln und das Ergebnis im Rahmen des Stückemarkts zu präsentieren.
Zu seinem 35-jährigen Jubiläum 2013 zog der Stückemarkt Bilanz und blickte in die Zukunft: 35 Autor*innen, die beim Stückemarkt eingeladen waren, wurden noch einmal mit neuen Arbeiten präsentiert. 30 Autor*innen haben kurze Texte zum Thema „Wohin? Verfall und Untergang der westlichen Zivilisation“ verfasst, u. a. Herbert Achternbusch, John von Düffel, Elfriede Jelinek, Oliver Kluck, Dirk Laucke, Anne Lepper, Philipp Löhle, Wolfram Lotz, Marius von Mayenburg, Roland Schimmelpfennig, Einar Schleef, Werner Schwab und Nis-Momme Stockmann.
2014 wurde die Auseinandersetzung mit neuen Modellen der Autor*innenschaft, die bereits durch das Projektlabor 2012 und das Jubiläum 2013 begonnen wurde, weiterverfolgt: Für die 36. Ausgabe des Stückemarkts machten sich drei Theatertreffen-Pat*innen auf die Suche nach Künstler*innen, die neue Theatersprachen entwickeln. Von 2005–2011 übernahm Yvonne Büdenhölzer die Leitung des Stückemarkts. Im Jahr 2010 wurde der Stückemarkt von Daniel Richter und Friederike Jäcksch geleitet.
2015 wurde das Auswahlverfahren für den Stückemarkt noch einmal weiterentwickelt: Eine fünfköpfige Künstler*innen-Jury und ein offener Wettbewerb wurden wieder eingeführt sowie neue Auswahlkriterien, die gleichermaßen auf Theatertexte und Theaterprojekte anwendbar sind. Von 2012 bis 2018 leitete Christina Zintl den Stückemarkt, in den Jahren 2014 übernahmen Verena Harzer und 2017 Diana Insel.
Seit 2007 wird der von der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb geförderte Werkauftrag vergeben. Mit dem Stückemarkt 2019 unter der Leitung von Maria Nübling wurde der Wettbewerb erstmals international ausgeschrieben. 2021 wurde die Leitung an Anna-Katharina Müller übergeben. 2022 fand die letzte Ausgabe des Stückemarkts statt.