Theater | 10er Auswahl

Der Gott des Gemetzels

von Yasmina Reza
Deutsch von Frank Heibert und Hinrich Schmidt-Henkel

Schauspielhaus Zürich

Uraufführung 2. Dezember 2006

Der Gott des Gemetzels

Der Gott des Gemetzels © Arwed Messmer

Publikumsgespräch
Moderation Tobi Müller
Fr 18. Mai 22:00

In der bürgerlichen Welt der Yasmina Reza regiert der Code Civil. Vorläufig. Aber die zivilisatorische Außenhaut ist leicht abgeschürft, darunter pocht das rohe Fleisch: eine kleine oder auch letzte große Wahrheit. Zwar hat man schnell die Mechanik des Stücks durchschaut, in dem sich am Beispiel zweier Ehe- und Elternpaare und ihrer raufenden Söhne die Aufklärung über sich selbst aufklären könnte, aber das ändert nichts an der Raffinesse der Konstruktion, die für alle Beteiligten in die Entblößung und Selbstdemütigung führt. Deshalb sieht die Bühne am Ende auch aus wie in Goschs Düsseldorfer „Macbeth“: demoliert. Der common sense verwüstet. Rezas Konversationsstück erzählt nach allen Regeln der Kunst der Komödie weniger vom Rückfall in die Barbarei, als davon, dass kein Schutzmechanismus wirkt, nichts mehr gilt und funktioniert. Nicht die Solidarität des Geschlechts und Identifikation mit dem Ehepartner, nicht Kulturleistung, soziales Engagement und politisch korrektes Verhalten, nicht die Rhetorik der Besorgnis und Verbindlichkeit. Gosch lenkt das Katastrophen-Quartett mit unnachgiebiger Genauigkeit, leichtsinnig intelligent und schamlos komisch, verhält sich nonchalant gegenüber dem Text und seinen anthropologischen Konstanten und gelassen schnöde, weil es eh nichts zu demaskieren gibt.

Besetzung

Regie – Jürgen Gosch
Bühne, Kostüme – Johannes Schütz
Licht – ​​​​​​​Sascha Haenschke
Dramaturgie – ​​​​​​​Klaus Missbach

Dörte LyssewskiVéronique Houillé
Tilo NestMichel Houillé
Corinna KirchhoffAnnette Reille
Michael MaertensAlain Reille