Theater | 10er Auswahl
von Simon Stephens
Deutsch von Barbara Christ
Deutsches Schauspielhaus in Hamburg / schauspielhannover / Festival Theaterformen 2007
Uraufführung 15. Juni 2007, Hannover
Pornographie © Arno Declair
London 2005, die Tage der U-Bahn-Anschläge, der Olympia-Nominierung und des Benefiz-Konzerts „Live 8“: eine Stadt zwischen Euphorie und Trauer. Simon Stephens versammelt sieben Geschichten, als Countdown hin zu einer Katastrophe, die er bewusst ausspart. Stattdessen erzeugt er eine Atmosphäre der Verunsicherung und spiegelt in kleinen Alltagsgeschichten den „home grown terrorism“. Da ist die junge Mutter, die im Job gemobbt wird und Firmengeheimnisse verrät; der Schüler, der seiner Lehrerin auflauert; ein Geschwisterpaar, das den Mut zum Inzest aufbringt; ein Familienvater mit einer Bombe in seiner schweren Tasche; ein Professor, der eine ehemalige Studentin für sich tanzen lässt; eine alte Frau, die wildfremde Menschen um Essen bittet. Stephens befasst sich mit den strukturellen Voraussetzungen des Terrorismus. Isolierte Großstadtbewohner brechen Tabus, um sich zu spüren, und geben sich damit der pornographischen Logik anheim. Sebastian Nübling inszeniert mit der für ihn typischen spielerischen Unangestrengtheit im sensationellen Bühnenbild von Muriel Gerstner. Die Schauspieler puzzeln am raumfüllenden Gemälde von Pieter Brueghels „Der Turmbau zu Babel“, schalten sich wie in einem Stafettenlauf immer wieder ins Spiel ein und sorgen für die kongeniale Uraufführung des intelligenten Stückes über eines der wichtigsten Themen unserer Zeit.
Regie – Sebastian Nübling
Musik – Lars Wittershagen
Bühne – Muriel Gerstner
Kostüme – Marion Münch
Dramaturgie – Nicola Bramkamp, Regina Guhl
Licht – Roland Edrich
Monique Schwitter – Mutter
Martin Wißner – Schüler
Christoph Franken, Daniel Wahl – Brüder
Samuel Weiss
Jana Schulz – Studentin
Peter Knaack – Professor
Angela Müthel – Alte Frau