Theater | 10er Auswahl
Nach dem Roman von Hans Fallada
Thalia Theater Hamburg
Premiere 13. Oktober 2012
Jeder stirbt für sich allein. Gabriela Maria Schmeide, Daniel Lommatzsch © Krafft Angerer
Wer denkt, dass Moral eine flexible Größe ist, dass in jedem Täter ein Opfer steckt oder in jedem Opfer ein Täter, dass überhaupt das Gute oder Böse eine Frage der Perspektive sei, sollte sich unbedingt „Jeder stirbt für sich allein“ ansehen. Gerade 18 Karten mit dem lapidaren Satz „Der Führer hat mir meinen Sohn ermordet“ hat das Ehepaar Quangel zwischen 1940 und 1942 erfolgreich verteilt, bevor es in Gestapo-Kerkern gefoltert und ermordet worden ist.
Luk Percevals Inszenierung geht Falladas Widerstandsroman von 1946 konzentriert an, meidet Milieu wie Atmosphäre, und entwirft ein knapp skizziertes Panorama der Mitläufer und Opportunisten, der Treppenhausspione und Hinterhaus-Erpresser, der kleinen Mitnahmeeffekte und großen Irrtümer, ohne die keine Diktatur funktionieren könnte. Je einfacher und besser das Thalia-Ensemble die Menschen versteht, die ihre bescheidenen Gewinne einfahren oder auch nur in Ruhe gelassen werden wollen, desto unerträglicher werden sie. Die Gewalt hat einen klammen Händedruck.
Regie Luk Perceval
Bühne Annette Kurz
Kostüme Ilse Vandenbussche
Musik Lothar Müller
Licht Mark van Denesse
Dramaturgie Christina Bellingen
Das Füchslein u.a. Benjamin-Lew Klon
Karl Hergesell Mirco Kreibich
Enno Kluge Daniel Lommatzsch
Otto Quangel Thomas Niehaus
Obergruppenführer Prall / Kammergerichtsrat Fromm Barbara Nüsse
Hete Häberle Gabriele Maria Schmeide
Trudel Baumann Marie Löcker
Eva Kluge Cathérine Seifert
Emil Barkhausen Alexander Simon
Kommissar Escherisch André Szymanski
Anna Quangel Oda Thormeyer