Theater | 10er Auswahl
nach dem Film von Rainer Werner Fassbinder und Michael Fengler
Münchner Kammerspiele
Premiere am 27. November 2014
Warum läuft Herr R. Amok?. Çiğdem Teke, Edmund Telgenkämper © JU Ostkreuz
Susanne Kennedys Inszenierung gleicht einem sadistischen Menschenexperiment – so sadistisch den Figuren gegenüber, wie es die kleinbürgerlichen Verhältnisse sind, in denen sie eher funktionieren als leben. Die Regisseurin radikalisiert die Verfremdungsinstrumente, die sie vor einem Jahr bei ihrer Inszenierung „Fegefeuer in Ingolstadt“ entwickelt hat. Die Darsteller bewegen sich wieder synchron zu gespeicherten Stimmen aus dem Off – nur sind es diesmal nicht ihre eigenen, sondern die von verschiedenen Laien. Als weitere Brechung wechseln die Darsteller der einzelnen Figuren. Was man aber erst langsam merkt, da ihre Gesichter mit einer erstarrten Silikon-Maske zugespachtelt und ihre Bewegungen mechanisch eingefroren sind. Kennedys Versuchslabor lässt von der Vorstellung, wir wären alle unverwechselbare Individuen, nicht viel übrig. Das ist so hochartifiziell wie dem sezierten Stoff angemessen. Das Leben der höflichen Angestellten geht so sehr in ihrer Rollenhaftigkeit auf, dass der Amoklauf des Herrn R. fast wie seine erste Lebensregung wirkt. Kennedys radikales Formexperiment ist so schlüssig und zwingend, dass der Betrachter sich ihm kaum entziehen kann.
Regie Susanne Kennedy
Bühne Lena Newton
Kostüme Lotte Goos
Sounddesign Richard Janssen
Licht Jürgen Kolb
Video Lena Newton, Ikenna Okegwo
Ton Katharina Widmaier-Zorn, Viola Drewanz
Dramaturgie Koen Tachelet
Mit
Willy Brummer
Kristin Elsen
Walter Hess
Renate Lewin
Christian Löber
Sybille Sailer
Anna Maria Sturm
Çiğdem Teke
Edmund Telgenkämper
Ingmar Thilo
Herbert Volz
Erika Waltemath