Theater | 10er Auswahl
nach dem Roman von Ágota Kristóf
aus dem Französischen von Eva Moldenhauer
in einer Fassung von Ulrich Rasche und Alexander Weise
Staatsschauspiel Dresden
Premiere 11. Februar 2018
Videotrailer © Staatsschauspiel Dresden
Ulrich Rasche wird das dritte Mal in Folge zum Theatertreffen eingeladen und erzählt in diesem Jahr mit „Das große Heft“ in der strengen Form seines chorischen Theaters vom Überleben in Zeiten der Gewalt.
Zwei Brüder – Zwillinge – begegnen einer verrohten Welt mit Härte, lernen sich zu wehren und entwickeln ihre ganz eigenen Moralvorstellungen. Immer mit dabei: das große Heft, in das sie ihre gewonnenen Erkenntnisse und Wahrheiten eintragen. Der Regisseur Ulrich Rasche gießt die Kindheitserzählung aus Weltkriegszeiten von Ágota Kristóf in eine strenge Form: Männerchöre schreiten unablässig auf zwei rotierenden Drehscheiben, getrieben vom Rhythmus der Musik und der Maschinen. Ein eindringlicher Blick auf das Überleben in Zeiten der Gewalt.
Statement der Jury
Ulrich Rasches Chorkunst ist auf Erhabenheit angelegt, auf Pathos, auf Bildmacht, auf sinnliche Überwältigung auch. Manche sagen: Es riecht nach Rammstein. Das alles stimmt. Aber Rasche bringt dabei wie kaum ein anderer Texte frisch zu Gehör, faltet sie genauestens rhythmisiert vor dem Bewusstsein der Betrachtenden auf, regt das Denken an und auf. So folgt man an diesem Abend in knapp vier Stunden gebannt der großen Kindheitserzählung aus Weltkriegszeiten von Ágota Kristóf. Ein düsteres Werk, voll Gewalt und sexuellen Obsessionen, in kühler behavioristischer Erzählkunst vorgetragen. Rasche zeichnet es mit Muße und bedrückender Intensität nach, mit Männerchören, die auf zwei riesigen rotierenden Drehscheiben schreiten, angetrieben von der minimalistischen Mantra-Klangkunst Monika Roschers. Es ist der Blick in eine faschistoide, militaristische, von Moral bereinigte Kindheitswelt, ein Gang ins Walzwerk der aufkeimenden Männerfantasien.
Regie und Bühne Ulrich Rasche
Bühnenbildmitarbeit Sabine Mäder
Kostüme und Bühnenbildmitarbeit Romy Springsguth
Chorleitung Alexander Weise, Toni Jessen
Komposition Monika Roscher
Video Philip Bußmann
Samples, Sound-Art Nico van Wersch
Lichtdirigat Leonhard Luchner
Licht Andreas Barkleit
Dramaturgie Jörg Bochow, Katrin Breschke
Mit
László Branko Breiding, Philipp Grimm, Jannik Hinsch, Harald Horváth, Robin Jentys, Toni Jessen, Moritz Kienemann, David Kosel, Sam Michelson, Johannes Nussbaum, Justus Pfankuch, Daniel Séjourné, Yannik Stöbener, Yassin Trabelsi, Alexander Vaassen, Simon Werdelis