Szenische Lesung / Livestream | Stückemarkt
von Sam Max
in der Übersetzung von Robin Detje
Sam Max © Anton Novoselov
In „Coop (deutsch: Zaun)“ entwickelt Sam Max ein intensives, rhythmisch-verstörendes Textgeflecht, das tief in die Welt eines Mädchens führt, das abgeschottet von der Außenwelt auf einer entlegenen Farm lebt und darin zum Spiegel einer isolierten Gesellschaft wird.
In „Coop (deutsch: Zaun)“ entwirft Sam Max die Geschichte eines Mädchens, das auf einer Farm gefangen in ritualisierten Handlungen und in Abschottung von der Außenwelt lebt. Die Vereinnahmung durch die Eltern, der strenge Takt des Alltags und die extreme Enge und Einsamkeit haben einen mörderischen Pakt zur Folge, der die Protagonistin aus ihrem Gefängnis befreit. „Coop“ stellt Fragen nach einem möglichen Zusammenleben, nach dem Verfall der Werte und dem Preis der Emanzipation in einem Amerika, in dem Isolation bereits vor der Pandemie längst Wirklichkeit geworden ist.
Stückemarkt-Jurorin Linda Pöppel zum Text
„This is a finger painting of my family“ sind die ersten Worte, die gesprochen werden. Doch da ist man schon tief drin in dieser Welt und Atmosphäre, beschrieben allein durch ein paar Regieanweisungen, mit denen Sam Max so vertraut und gleichzeitig abstrakt, bildgewaltig und verstörend einlädt oder vielmehr: uns hinabzieht. Hochgradig musikalisch, ein feines rhythmisches Geflecht, eine zyklische Abfolge von Ritualen, Gebeten, Erinnerungen. Eine Welt, die in einen hineinkriecht. Voller Schmerz, Dunkelheit, Angst, Unterdrückung, Gewalt, Verlangen und Sehnsucht. Ein Albtraum. Das Abhandensein von Liebe, Empathie, Berührung. Eine äußere und vor allem innere Gefangenschaft. Mit der Kraft der Zerstörung und gleichzeitig dem stillen Ruf nach Nähe und Freiheit ist „Coop (deutsch: Zaun)“ schonungslos in seiner Kälte, in seiner Einsamkeit, in seiner Verlorenheit und vor allem in seinen Bildern. Ein tiefer Blick in die Seele – die Seele eines Kindes, eines Mädchens, einer Familie, einer Gesellschaft. Und nicht zuletzt in die eigene.
Charlotte Sprenger – Szenische Einrichtung
Kundry Reif – Dramaturgie
Anne Laure Jullian de la Fuente – Ausstattung
Philipp Plessmann – Musik
Mit
Johannes Benecke, Oska Melina Borcherding, Philipp Plessmann, Kara Schröder, Wolf-Dietrich Sprenger, Sabine Waibel