Szenische Lesung / Livestream | Stückemarkt

Midnight Movie

von Eve Leigh
in der Übersetzung von Henning Bochert

Eve Leigh

Eve Leigh © Tom Penn

In „Midnight Movie“ verwebt Eve Leigh virtuos alles, was uns in der Netzwelt begegnet und widerfährt und richtet sich dabei explizit an die Menschen, die nur selten im Theater erreicht und mitgedacht werden.

Verfasst als Autofiktionsstück, erzählt Eve Leighs „Midnight Movie“ von einer jungen Frau, die unter chronischen Schmerzen leidet. Ihre schlaflosen Nächte verbringt sie einsam im Internet, wo sie versucht, der Realität Tab für Tab und Story für Story zu entfliehen. Dabei verknüpft die Autorin geschickt Beschreibungen des eigenen Zustands mit Geschichten aus verschiedenen Internetforen. „Midnight Movie“ ist ein Text, der mit großer Sensibilität und Poesie auch die Menschen erreicht, deren physische Abwesenheit im Theater meist nicht hinterfragt wird.

Stückemarkt-Jurorin Jackie Sibblies Drury zum Text
Eve Leigh widmet ihr wunderbares Stück “Midnight Movie” den “digitalen Gespenstern”, einer Gruppe, zu der mehr von uns gehören, als wir uns vor 2020 noch hätten träumen lassen. Aber Eve Leigh ist mit der Voraussicht gesegnet, die viele große Künstler*innen haben: In ihren Überlegungen zu Krankheit und Schmerz, digitaler Gemeinschaft und entkörperter Intimität spricht sie nicht nur über den aktuellen Zustand unserer Gesellschaft, sondern auch über die Ungleichheit und Entfremdung, die das digitale Zeitalter schon lange vor COVID-19 bestimmten.
Der Text des Stücks ist zugleich präzise und gemeinschaftlich. Es ist eine Einladung an Künstler*innen und Zuschauer*innen, die Aufführung persönlich, mit allen Sinnen und beinahe intuitiv mit zu erschaffen. Zudem stellt das Stück die Bedingung auf, inklusiv präsentiert zu werden, damit es wirklich jede*r ungeachtet etwaiger Einschränkungen erleben kann. Dieses Vertrauen ist großzügig und selten. Und noch seltener ist es vielleicht, einen Raum wie „Midnight Movie“ zu finden, in dem wir die Möglichkeit haben, über unsere Menschlichkeit nachzudenken, während so viele von uns – physisch, metaphorisch oder auch ganz entschieden nicht metaphorisch – nicht mehr die Fähigkeit besitzen, „den Unterschied zwischen dem ‚wahren Leben‘ und einem Bildschirm zu sehen“.

Künstlerisches Team

Verena RegensburgerSzenische Einrichtung
Gwendolin LehnererDramaturgie
Anne Laure Jullian de la FuenteAusstattung
Simon PoppMusik
Franziska DommaschDolmetscherin für Deutsche Gebärdensprache

Mit
Kassandra Wedel

Wir danken den Münchner Kammerspielen / Habibi Kiosk für die freundliche Unterstützung bei der Realisierung des Livestreams.