Inszenierung | 10er Auswahl
von Yael Ronen, Shlomi Shaban, Riah Knight und Itai Reicher
Maxim Gorki Theater (Berlin)
Uraufführung 6. November 2021
Videotrailer © Maxim Gorki Theater
Es geht mit allen bergab in Yael Ronens temporeichem Debatten-Musical, das berufliche und private Verstrickungen der Protagonist*innen genussvoll ins gnadenlose Licht der lauernden Öffentlichkeit zerrt.
Sänger Gustav tritt nach einem Skandal zurück ins Rampenlicht. Dort befindet sich bereits die erfolgreiche Sky, die er einst entdeckt hat. Doch Moment – Sky erzählt die Geschichte völlig anders. Ein klarer Fall von #MeToo? Oder einer von unterschiedlichen Perspektiven? Wer einen Shitstorm abbekommt, wechselt in diesem diskursiven Beinahe-Musical schneller als die Sprech- und Gesangparts des tollen Ensembles, das in der Regie von Yael Ronen zur musikalischen Hochform aufläuft und Aneignung, Machtmissbrauch und Cancel Culture so treffsicher wie bitterböse verhandelt.
Statement der Jury
Die titelgebende Rutschpartie beginnt schon in der ersten halben Stunde mit einem umwerfend schmalzigen Ethnokitsch-Sänger, dessen Karriere gerade in der Krise steckt: Cultural Appropriation, Cancel Culture, Shitstorms, you name it. Dazu gekränkte Eitelkeit, Liebeskummer – das volle Programm. Aber Gustav gibt nicht auf und arbeitet an seinem Comeback, was zwar nicht unbedingt zum Erfolg führt, aber zu vielen Twists und Turns um vermeintlich einfache Wahrheiten in Sachen Identitätspolitik, die dann doch komplizierter ausfallen als gedacht. Denn was heißt schon Wahrheit in diesem Haifischbecken aus Perspektiven, Interpretationen und Manipulationen? Wer instrumentalisiert gerade wen? Wo liegt wessen blinder Fleck? „Slippery Slope“ ist ein Musical, oder zumindest „beinahe“: voller Songs, doppelbödiger Cover-Musiken und schneller Pointen. Welches Opfer hätten Sie denn gern? Welche Überlebensstrategie zahlt sich aus? An Täter*innen ist jedenfalls kein Mangel.
ZumVideostatement von Juror Franz Wille in der Berliner Festspiele Mediathek
Yael Ronen – Regie
Shlomi Shaban – Songwriting, Komposition
Yaniv Fridel, Ofer (OJ) Shabi – Komposition, Musikalische Leitung
Alissa Kolbusch – Bühne
Amit Epstein – Kostüme
Stefano Di Buduo – Video
Gregor Roth – Lichtdesign
Jens Hillje, Clara Probst – Dramaturgie
Lindy Larsson – Gustav
Riah Knight – Sky
Anastasia Gubareva – Klara
Vidina Popov – Stanka
Emre Aksızoğlu – Shantez / Kahn