Inszenierung | 10 bemerkenswerte Inszenierungen

Hamlet

Tragödie von William Shakespeare
Fassung von Philipp Preuss unter Verwendung der Übersetzung von Marius von Mayenburg

Anhaltisches Theater Dessau

Premiere 25. März 2022

Eine Frau in einem weißen ausladenden Kleid schreitet über einen langen Tisch, an dem rechts und links Personen sitzen.

Trailer © Anhaltisches Theater Dessau

Mit ausgeklügelten Wiederholungen, Loops und Visionen des Schreckens geben Philipp Preuss und sein Team dem zaudernden und rachedurstigen Prinzen Hamlet, der sich mehr und mehr in seinen Gedankenschleifen verstrickt, eine beeindruckende Bühne.

Publikumsgespräch
Montag, 29.5. im Anschluss an die Vorstellung und bis 31.12.2023 alsVideoon Demand in der Mediathek
Moderation: Vivian Perkovic, teilnehmendes Jurymitglied: Janis El-Bira

Hamlets Vater, der König von Dänemark, ist tot. Sein Sohn wittert eine Verschwörung und macht sich auf die Suche nach dem Täter. Für ihn kommt nur Claudius in Frage, sein Stiefvater, der nun König ist. Doch wer steckt noch im Komplott? Hamlet wälzt Gedanken über Gedanken in seinem Kopf, zweifelt alles und jede*n an, schafft in seinen Monologen ständig neue Realitäten, erinnert und erlebt zugleich und schreitet schließlich zur Tat. Mehr und mehr Leichen pflastern seinen Weg, darunter auch die seiner Freundin Ophelia. Mit einem Theaterstück soll die Wahrheit ans Licht kommen. Aber gibt es nur eine einzige Wahrheit oder hat längst Hamlets Fantasie die Regie übernommen?
Mit klugen Setzungen rollen Philipp Preuss und das Dessauer Ensemble die Geschichte des dänischen Prinzen auf, von Shakespeare erzählt Anfang des 17. Jahrhunderts. In den immer wieder durch Vorhänge neu entstehenden Räumen wird die Distanz zur Bühne durch Live-Videos aufgebrochen, sich wiederholende Handlungen, Loops und albtraumhafte Visionen stellen die Frage nach Sein oder Nichtsein, nach Zukunft und Vergangenheit und nicht zuletzt nach einer Sprache, die Widerhall findet. Ein Hamlet, der in Erinnerung bleibt.

Statement der Jury
Vielleicht muss man sich die Hölle als endloses Wandeln durch ein Spiegelkabinett vorstellen, das von allen Wänden immer nur das eigene Abbild zurückwirft. In Ramallah Sara Aubrechts atemberaubendem Bühnenbild für Philipp Preuss’ „Hamlet“-Inszenierung kommen zu den Spiegeln noch zahllose videobespielte Vorhänge und eine bis in die Tiefe der Dessauer Riesenbühne ragende Tafel hinzu. Um sie herum treiben die Beteiligten an der Tragödie ihr zombiehaftes Wesen, scheinbar ewig die Wunden kratzend, die der Königsmord geschlagen hat. Ein Purgatorium, in dem die Seelenzustände und mit ihnen die Texte nie bei der stückentsprechenden Figur bleiben wollen, in dem lauter Doppelgänger*innen irrlichtern und der Klassiker zur gespenstischen Alptraumlandschaft wird. Ein Entkommen aus diesem Bunker der Gekränkten, der sich im Frühjahr 2022 ganz von selbst bis nach Moskau zu verlängern schien, ist zu jedem Zeitpunkt ausgeschlossen.

ZumVideostatement von Juror Janis El-Bira in der Berliner Festspiele Mediathek

Programmheft (PDF, 5,3 MB)

Künstlerisches Team

 

Philipp PreussRegie
Ramallah Sara AubrechtBühne
Eva KarobathKostüme
Konny KellerVideo
Kornelius HeidebrechtMusik
Alexander KohlmannDramaturgie

Mit

Niklas Herzberg , Felix Axel PreißlerHamlet
Stephan KorvesClaudius
Cara-Maria NaglerGertrud / Ophelia
Boris MalréPolonius
Sebastian GrafHoratio / Rosenkranz / Schauspieler / Totengräber
Roman WeltzienLaertes / Güldenstern / Schauspieler / Totengräber
EnsembleGeist

Aufführungsrechte: henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin