Inszenierung | 10 bemerkenswerte Inszenierungen

Ophelia’s Got Talent

von Florentina Holzinger

Eine Produktion der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin und Spirit in Koproduktion mit Productiehuis Theater Rotterdam, Tanzquartier Wien, Arsenic Lausanne, asphalt Festival, Gessnerallee Zürich, Kampnagel Internationales Sommerfestival und DE SINGEL

Uraufführung 15. September 2022 (Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz)

Trailer © Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz

In Florentina Holzingers gigantischem Spektakel tritt das Ensemble zur Talentshow an, um eine physische Studie zur Psychologie des Wassers im 21. Jahrhundert zu vollziehen.

Triggerwarnung
Bitte beachten Sie: Die Inszenierung „Ophelia’s Got Talent“ beinhaltet
• selbstverletzende Handlungen
• Blut
• Nadeln
• Stroboskop-Licht
• explizite Darstellung oder Beschreibung körperlicher oder sexualisierter Gewalt

Publikumsgespräch
Sonntag, 14.5. im Anschluss an die Vorstellung
Moderation: Vivian Perkovic, teilnehmendes Jurymitglied: Katrin Ullmann

Wasser ist das Element der Anpassung und gleichzeitig Sinnbild seiner Fähigkeit zur Ausdehnung. Endlos, ewig, unauflösbar wird es zur Einheit mit seiner Außenwelt. Ikonografisch stehen Weiblichkeit und Wasser in enger Verbindung, nicht selten vereint in Bildern, die von Gewalt und Tod erzählen. Am wellenlosen Teich steht die sich im stillen Wasser spiegelnde Frau synonym für die Domestizierung weiblicher Subjektivität, Schaum auf dem Meer ist sie das Ergebnis ihrer körperlichen Zersetzung, der Fischschwanz ein Bild ihrer Fähigkeit, die umgebenden Gesetzmäßigkeiten zu verkörpern.
In einer ozeanischen Landschaft voll kulturgeschichtlicher Referenzen zu Wasserwesen und ertrunkenen Unbekannten spiegelt sich in „Ophelia’s Got Talent“ nicht nur die prekäre Realität unserer von Klimakatastrophen geprägten Gegenwart, sondern offenbaren sich auch Möglichkeiten, ihr durch Training zu entkommen: Auf dem nassen Terrain der Bühne wird das Ophelia-Sein erprobt. Die bewusste Befriedigung fremder Fantasien sind Teil eines ambivalenten Spiels, dessen Meisterin sie ist. Leda, Melusine, Undine, die Nymphen, Nereiden oder Sirenen, sie alle prägen noch heute unsere Biografien. Und als ihre Erbinnen spekuliert das Ensemble hier auf der Bühne auf neue Lebensformen, die diese Umstände in sich aufgenommen, schon verwandelt und neue Wesen aus ihnen hervorgebracht haben.

Statement der Jury
Florentina Holzingers Superheldinnen sind zurück – noch mutiger, kämpferischer, tiefseetauglicher als zuvor. Moderiert von der glasäugigen Piratin „Captain Hook“, die wie der Rest der Frauschaft unten ohne auftritt, beginnt der Abend als Talentshow von Athletinnen mit unterschiedlichen Begabungen, die althergebrachte Körperbilder und Geschmacksnormen hinter sich lassen. Sie tragen ihre Narben mit Stolz und erfinden neue Formen der Anmut. Dabei steigern sich unablässig die Stunts: Vom Apnoetauchen in mehreren Wasserbecken bis zur Massenmasturbation auf einem schwebenden Helikopter, vom Sirenengesang bis zum Plastikmüllstrudel im Wasserbecken. Der rote Faden in Holzingers maximalistischer Meereswesenshow ist Shakespeares Ophelia, deren Gang ins Wasser hier jedoch zur Empowerment-Strategie umgedeutet wird: Die Akteurinnen erzählen und überschreiben ihre Traumata durch den selbstbestimmt-kontrollierten Flirt mit der Lebensgefahr. Vom Überlebensmodus zum Wahnsinnsspektakel.

ZumVideostatement von Jurorin Katrin Ullmann in der Berliner Festspiele Mediathek

Programmheft (PDF, 0,1 MB)

Florentina HolzingerKonzept und Regie
Stefan SchneiderSounddesign
Paige A. Flash, Urška Preis, Stefan SchneiderMusik
Nikola KneževićBühne
Anne MeeussenLichtdesign
Melody Alia, Jens Crull, Max HeesenVideodesign
Melody AliaLive-Kamera
Max HeesenLive-Schnitt
Renée Copraij, Sara Ostertag, Fernando Belfiore, Michele RizzoDramaturgie
Johanna KobuschDramaturgie Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz

Mit

Melody Alia, Saioa Alvarez Ruiz, Inga Busch, Renée Copraij, Sophie Duncan, Fibi Eyewalker/Princess Tweedle Needle, Paige A. Flash, Florentina Holzinger, Annina Machaz, Xana Novais, Netti Nüganen, Urška Preis, Zora Schemm

und Stella Adriana Bergmann, Greta Grip, Golda Kaden, Fiene Lydia Kaever, Izzy Kleiner, Elin Nordin, Lea Schünemann, Nike Strunk, Laila Yoalli Waschke, Zoë Willens

Gefördert von der Kulturabteilung der Stadt Wien sowie dem Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport.

Mit herzlichem Dank an das RambaZamba Theater.