Gespräch | 10 Treffen: Solidarity Treffen

People without Country. Country without People. Belarusian Cultural Opposition

Solidarity Treffen auf Ukrainisch in weißer Schrift auf schwarzem Hintergrund

Diese Diskussion beschäftigt sich mit der aktuellen Situation der Anpassung, Transformation und gegenseitigen Durchdringung von Ideen und Aktivitäten belarusischer Künstler*innen und Aktivist*innen in europäischen Narrativen sowie mit den Aussichten dieser Prozesse.

Diese Veranstaltung ist Teil des Solidarity Treffen.

Bis 31.12.2023 verfügbar als Videoon Demand in der Mediathek

Die jüngste Zwangsmigration der kreativen Klassen aus Belarus hatte in den vergangenen Jahren eine erhebliche Auswirkung auf den Diskurs über Meinungsfreiheit und grundlegende Menschenrechte in Europa. In Belarus gibt es nahezu keine Instrumente mehr, mit denen die Einhaltung menschlicher Grundrechte gewährleistet und kontrolliert werden könnten. Die belarusische Protestbewegung, die angesichts verstärkter und fortdauernder Repressalien abgetaucht war, findet heutzutage ihre öffentliche Manifestierung in sozialen und kulturellen Projekten in aller Welt. Derzeit sind die meisten Aktivist*innen und Oppositionellen gegen die Regierung von Lukaschenko als politische Gefangene inhaftiert. Diejenigen jedoch, die das Land verlassen haben und zumeist in europäischen Ländern leben, sind dabei, sich eine sozio-politische Identität aufzubauen und Netzwerke zu schaffen, in der Hoffnung, eines Tages in ihre Heimat zurückzukehren und ihre Errungenschaften dort umzusetzen.

Biografien der Beteiligten:

Olga Shparaga, Dr. phil., lehrte bis 2021 Philosophie am European College of Liberal Arts in Minsk (ECLAB), das sie 2014 mitbegründet hat. Sie hat in Minsk und Bochum studiert und in Belarus, Deutschland, Litauen, Polen, Tschechien und den USA geforscht und unterrichtet. Als Mitbegründerin der Fem-Gruppe im Koordinationsrat rund um die belarusische Oppositionspolitikerin Swetlana Tichanowskaja wurde sie im Oktober 2020 für 15 Tage inhaftiert. Um einem drohenden Strafprozess zu entgehen, floh sie nach Vilnius. Olga Shparaga lebt im Exil und ist seit dem Juli 2022 Fellow am Institut für die Wissenschaften vom Menschen in Wien. Im Jahr 2021 erschien im Suhrkamp Verlag ihr Buch „Die Revolution hat ein weibliches Gesicht. Der Fall Belarus“.

Antonina Stebur ist Kuratorin, Kunsthistorikerin und Kunstkritikerin. Sie ist Gastdozentin an der Berliner Universität der Künste (UdK), wo sie einen Kurs in Kunst-Aktivismus leitet. Sie ist Mitbegründerin des Projekts #damaudobnayavbytu, das sich mit Genderdiskriminierung in post-sowjetischen Ländern beschäftigt, sowie der Rechercheplattform Spaika.Media. Als Ko-Kuratorin wirkte sie an zahlreichen Ausstellungen mit, darunter „Every Day. Art. Solidarity. Resistance” (Ukraine, 2021), „Names” (Belarus, 2017), „I Was Approaching the City I Had Not Known Yet” (Ukraine, 2021), „If Disrupted It Becomes Tangible” (Litauen, 2023). Stebur ist Mitbegründerin und Kuratorin von antiwarcoalition.art, der internationalen Koalition von Kulturarbeitenden in Solidarität mit der Ukraine. Ihre Forschungsschwerpunkte sind unter anderem Feminismus, post-sowjetische Studien, politische Kunst, Strategien des Widerstands und der Solidarität sowie die Entwicklung von Infrastruktur.

Igor Shugaleev ist freier Schauspieler und Performer und studierte an der Staatlichen Kunstakademie von Belarus. Während seines Studiums wurde sein Interesse an performativen Praktiken sowie Körper- und Tanztheater geweckt. Er nahm unter der Leitung von namhaften Pädagog*innen in Europa an Workshops zu zeitgenössischem Tanz, Partnering, Performance, Happening u. a. teil. Als Performer des KARAKULI Tanztheaters und des Korniag Theaters trat er bei zahlreichen europäischen Tanzfestivals auf. Er arbeitete mit dem Belarus Free Theatre (Minsk – London), TOK Theatre (Minsk), HUNCHtheatre Belarus (Minsk – London) und dem Nowy Teatr (Warschau) zusammen. Seit 2019 arbeitet Igor Shugaleev an Soloprojekten. In der gemeinsamen Arbeit mit Künstler*innen unterschiedlicher künstlerischer Sparten sucht er nach seiner eigenen Sprache des künstlerischen Ausdrucks an der Schnittstelle von Tanz, Schauspiel und Performance.

Johannes Kirsten ist Leitender Dramaturg am Maxim Gorki Theater Berlin. Er studierte Literaturwissenschaft und Philosophie in Berlin und New York und arbeitete in der Freien Szene, am Nationaltheater Mannheim, Centraltheater Leipzig, Schauspiel Hannover, als Gastprofessor für Dramatik am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und als Kurator u. a. für HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste. Seit Jahren hat er enge Verbindungen nach Belarus und in Radio Features, Festivals und anderen Projekten Literatur, Theater und Kunst aus Belarus in Deutschland vorgestellt.

Olga ShparagaPhilosophin, Autorin
Antonina SteburKuratorin, Kunstkritikerin
Igor ShugaleevSchauspieler und Performer

Moderation Johannes KirstenLeitender Dramaturg Maxim Gorki Theater

Die Veranstaltung wird gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung/bpb.