Grußwort

Staatsministerin für Kultur und Medien

2023 findet die 60. Festivalausgabe des Theatertreffens statt. Ein Moment, um inne zu halten und voller Stolz zurück zu blicken auf Jahrzehnte intensiver Bühnenerlebnisse. Das Theatertreffen ist seit jeher nicht nur eine Zusammenkunft dramatischer Exzellenz, schauspielerischer Virtuosität und kreativer Superlative des Schauspiels aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Es ist auch ein Ort, an dem aktuelle gesellschaftliche und kulturpolitisch relevante Fragen diskutiert und reflektiert werden und an dem sich jedes Jahr erneut über die gesellschaftliche und politische Relevanz des deutschsprachigen Theaters verständigt wird.

Wir finden im diesjährigen Theatertreffen unterschiedliche Theatersprachen und -formen. Von einer Theater-Show zwischen Tanz, Schwertschlucken und Apnoetauchen in „Ophelia’s Got Talent“ über ein fast siebenstündiges Gesellschaftsportrait der New Yorker Gay Community der 2010er Jahre – „Das Vermächtnis (The Inheritance)“ – bis hin zu „Der Einzige und sein Eigentum“ als einem Musiktheater mit einem philosophischen Essay als Basis, von einem multimedialen Nachdenken über die Darstellung von Erinnerung in „Der Bus nach Dachau“ bis hin zu der kreativen Vermessung eines Textes in „Zwiegespräch“: Einmal mehr steht das Theatertreffen für die ganze Vielfalt und Diversität des deutschsprachigen Theaters. Die Auswahl der 10 bemerkenswerten Inszenierungen wird durch thematische Leitfäden vertieft und erweitert, hier werden Aspekte wie Verantwortung, Solidarität, Feminismus mittels performativer und diskursiver Beiträge verhandelt. Dabei legt das Theatertreffen im neuen Format 10 Treffen einen Schwerpunkt auf die Perspektive ukrainischer und belarussischer Künstler*innen. Hierfür bin ich besonders dankbar. Denn noch immer, wie bereits im letzten Jahr, stehen wir vor der Realität eines grausamen Krieges, der mitten in Europa tobt und die Ukraine nach wie vor und jeden Tag aufs Neue mit Schrecken und Vernichtung heimsucht. Ich bin dankbar, dass wir den ukrainischen und belarussischen Künstler*innen eine Stimme und eine Bühne geben, um zu zeigen, mit welcher Kraft sich die Menschen gegen diesen Angriffskrieg zur Wehr setzen.

In Zeiten gesellschaftlicher Krisen und Umbrüche können wir auf die Kraft der Schauspielkunst, auf ihre gemeinschaftsbildende Wirkung und ihren Resonanzraum weniger als je zuvor verzichten. Im Angesicht der Zukunft und ihrer Herausforderungen brauchen wir Resilienz und Weitsicht, aber auch Zuversicht und kreativen Mut. Dies alles finden wir im Theater!

Ich wünsche allen Freund*innen des Theatertreffens nachhaltige Theatererlebnisse, inspirierende Begegnungen und bewegende Diskussionen.

Claudia Roth MdB – Staatsministerin für Kultur und Medien