Konzert-Installation
Sam Dunscombe / Corie Rose Soumah / Annie Hui-Hsin Hsieh / Yiran Zhao / Pauline Oliveros / Solistenensemble Kaleidoskop / Tom Johnson / Wojtek Blecharz
Unterbühne im Haus der Berliner Festspiele © Berliner Festspiele, Foto: Camille Blake
Der von Wojtek Blecharz ko-kuratierte Abschluss des Festivals erforscht das Zuhören als relationale Praxis und befragt tradierte Aufführungsformate von Musik. Ganz einem Leitgedanken von Éliane Radigue folgend – „Man kann in der hintersten Ecke sein und trotzdem die Gesamtheit dessen hören, was vor sich geht.“ – dezentralisiert das Finale die Bühnen im Festspielhaus und lädt die Zuhörer*innen in die offenen Räume und zugleich in die Mikrokosmen des Klangs ein.
Die Große Bühne im Haus der Berliner Festspiele misst 19,6 Meter in der Tiefe und 20 Meter in der Breite, darüber ragt der Bühnenturm 17 Meter in die Höhe. Klang ist eine Karte; Gehen ist Hören. Die Wände sind aus schwarz gefärbtem Beton, der Boden ist aus Pechkiefernholz. Gehen Sie sanft und achten Sie auf das Knarren des Bodens. Auf der linken Seite erstreckt sich die Seitenbühne hinter einem riesigen, gerippten und tonnenschweren Eisenvorhang. Die Töne hinter dem Vorhang gleichen einem pulsierenden Dröhnen. Der Backstage-Bereich misst nur 11,5 Meter in der Tiefe, 15,8 Meter in der Breite und 7 Meter in der Höhe. In diesem Raum hängen neun verschieden gestimmte Gongs. Unterhalb der Drehbühne befindet sich die Unterbühne, die um eine zentrale Betonsäule strukturiert und über einen Seitenkorridor zu erreichen ist. Dieses innere Ohr des Theaters wird auf die Gesamtheit der Klänge hören und reagieren. All diese Räume sind offen und durchlässig und dennoch getrennt. Bühnenarbeiter*innen formen sie, Licht- und Tontechniker*innen bewohnen sie – in der Mitte, in den Ecken und in den Zwischenräumen. Das Theater wird zur Partitur, und Sie können sie lesen, indem Sie sich zwischen verschiedenen Dimensionen und Klangschichten bewegen.
Das diesjährige Finale versucht, zum Standard erhobene Formen der Aufführung und des Erlebens von Musik neu zu definieren. Es räumt den Körpern der Zuhörer*innen mehr Freiraum ein, indem Rollen vertauscht und räumliche Beziehungen neu ausgestaltet werden. Die Konzert-Installation lädt zu multidirektionalem, tiefem, intimem, weitem, verkörpertem oder auch selektivem Hören ein. Sie gibt Ihnen die Möglichkeit, Ihre Hörerfahrung nach Ihren eigenen Bedürfnissen zu komponieren. Das Finale ist für circa 200 Zuhörer*innen und 22 Performer*innen komponiert. Hören Sie hinter den Vorhang und lassen Sie sich vom Raum leiten.
„[…] vermeide die Gerichtetheit des Klangs für das Publikum. Es nützt nichts zu behaupten: ‚Setz dich in die Mitte, dort ist der Klang am besten.‘ Nein, man kann in der kleinsten Nische sitzen und das allumfassende Geschehen hören. Womöglich gibt es in jedem Teil des Raumes eine andere Erzählung, und trotzdem ist es eine allumfassende Erzählung.“ – Éliane Radigue
Wojtek Blecharz
Stimm[i](u)ng
für zwei umgedrehte Violoncellos (2019)
Sam Dunscombe
First Study in Mass Plasma Synthesis
Elektronische Musik (2019, rev. 2025)
Corie Rose Soumah
Limpidités I
für Kontrabass (2018)
Annie Hui-Hsin Hsieh
3,6.
für Blechbläser*innen-Ensemble (2019)
Wojtek Blecharz
Sonata for keyboard and tape (2020)
Yiran Zhao
SHH 1
Solo für einen Kopf (2015)
Tom Johnson
9 bells
für 9 Glocken (1979)
Wojtek Blecharz
Auszüge aus Symphony No. 3 for 200 wireless speakers (2019–2023)
Solistenensemble Kaleidoskop
Nexus. Auris Interna
für Streicherensemble (2025)
Wojtek Blecharz
Body-Opera
Auszug für Tänzer*in und Kontrabass (2015–2018)
Pauline Oliveros
Tuning meditation
für Chor (1971)
© The Pauline Oliveros Trust
Mitglieder des Solistenensemble Kaleidoskop & Gäste
Mia Bodet – Violine
Malin Grass – Violine
Ildiko Ludwig – Viola
Grégoire Simon – Viola
Kornelia Jamborowicz – Violoncello
Sophie Notte – Violoncello
Sam Dunscombe – Elektronik
Jennifer Torrence – Perkussion
Beltane Ruiz Molina – Kontrabass
Karol Tymiński – Tanz, Choreografie
Mathilde Conley – Trompete
Paul Hübner – Trompete
Elena Kakaliagou – Horn
Samuel Stoll – Horn
Henrik Munkeby Nørstebø – Posaune
Janni Struzyk – Tuba
Yiran Zhao – Performance
Andrew Walsh – Performance
Christopher Loy – Performance
Sebastian Berweck – Synthesizer
Silke Lange – Synthesizer
Jacob Greenberg – Synthesizer, Transducer
Wojtek Blecharz, Kamila Metwaly – Kurator*innen
Bastian Zimmermann – Dramaturgie
Franziska Berlitz – Produktion