Konzert

Schola des Rundfunkchor Berlin

Late Night-Konzert

Man Ray, Photogramm

Man Ray, Photogramm

Rothko Chapel ist ein Ort des Rückzugs, ein interkonfessioneller Andachtsraum in Houston (Texas). Er wurde um Bilder des abstrakten Expressionisten Mark Rothko gebaut, die in einem unregelmäßigen Achteck angeordnet, die Innenwände bilden. Morton Feldman, ein Freund Rothkos, wurde von den Initiatoren und Mäzenen, John und Dominique de Menil, um eine Musik für diesen Raum gebeten. Feldman benannte seine Komposition nach dem Gebäude, denn er wollte mit ihr die Raumwirkung der großen Gemälde musikalisch fortsetzen und verstärken. Die Soloviola führt durch das Klangwerk, der Chor singt wie in anderen Stücken Feldmans keinen Text, sondern Vokalisen, die sich auf erstaunliche Weise mit dem Sound der Vibraphone verbinden, als wären beide gleichen Ursprungs. Die gesungenen Verläufe erzeugen das, was Feldmans Lehrer Stefan Wolpe einmal „Stehende Musik“ nannte – eine Musik, die sich zugleich aus dem Zwangsfortschritt der Zeit befreien will.
Igor Strawinskys einziges Viola-Werk führt auf Feldmans Viola-geleitetes Oratorium der Zeitlosigkeit hin: die Elegie, in der ein Trauerhymnus einen fugierten Mittelteil rahmt wie in einer barocken Gedenkmusik. „Rothko Chapel“ mündet in eines der späten Werke von John Cage, ein Stück, das ganz und gar Klangbewegung ist.

Igor Strawinsky[1882–1971]
Elegy
für Viola solo [1944]

Morton Feldman [1926-1987]
Rothko Chapel [1971]
für Sopran– und Altsolo, gemischten Chor, Viola, Celesta und Schlagzeug

John Cage [1912–1992]
FOUR² [1990]
für Chor a cappella

Eine Veranstaltung der Berliner Festspiele/Musikfest Berlin in Kooperation mit dem Rundfunkchor Berlin