75 Jahre RIAS Kammerchor Berlin, Freiburger Barockorchester

Joseph Haydns „Missa in tempore belli“ entstand zu einer Zeit, in der sich Österreich in wechselnden Koalitionen im Krieg mit dem revolutionären Frankreich befand – wobei Napoléon Bonaparte während des oberitalienischen Feldzugs gerade einen Erfolg nach dem anderen für sich verbuchen konnte. Der Lärm der anrückenden Truppen drang sogar bis zur Wiener Festgesellschaft, die sich am 2. Weihnachtsfeiertag 1796 in der Piaristenkirche Maria Treu versammelt hatte, um das auch als „Paukenmesse“ bezeichnete Werk erstmals zu hören. Wie mag Haydns fesselnde Musik auf die Zeitgenoss*innen gewirkt haben? Etwa, als im abschließenden „Agnus Dei“ unvermittelt wie aus weiter Ferne gedämpfte Trommelwirbel erklangen, die unter Bläserfanfaren im mächtigen Crescendo der Pauke bedrohlich anschwollen? Verstörend wahrscheinlich. Denn Haydn betritt hier unter schauerlichen Klängen unverhohlen den aktuellen Kriegsschauplatz, bevor er anschließend umso wirkungsvoller seine ausgedehnte Bitte für den Frieden ausgestaltet: Das Wort „pacem“ wird dabei – kein Zufall – mehr als vierzig Mal wiederholt. Von Joseph Haydn stehen außerdem das um 1800 entstandene Te Deum und die Motette „Insanae et vanae curae“ auf dem Programm. Ergänzt werden die Werke Haydns von der imposanten „Missa hispanica“ für vier Solist*innen, Doppelchor und großes Orchester seines jüngeren Bruders Michael Haydn, die im Auftrag des spanischen Hofes entstand.