Theater | 10er Auswahl
von William Shakespeare
Deutsch von Elisabeth Plessen
Schauspielhaus Zürich
Premiere 3. März 2007
Hamlet. Joachim Meyerhoff © Leonard Zubler
Alles scheint eine Nummer zu groß geraten in der zum Festsaal umgebauten Schiffbauhalle. Die erblindenden Spiegel, unter denen die Zuschauer zu Festgästen an den gedeckten Tafeln des faulen Staates Dänemark werden, der gewaltige Laufsteg in der Mitte, über den das frisch getraute Politpaar Claudius (Edgar Selge) und Gertrud (Franziska Walser) jovial winkend wandelt. Doch aus den Fugen geratene Dimensionen sind in Jan Bosses Inszenierung des Shakespeare-Dramas auch nötig. Denn Joachim Meyerhoff, der nicht mehr ganz junge Hamlet, füllt mit seinem hyperaktiven, scharf artikulierten Denken den größten Festsaal. Und er beansprucht den Raum ganz buchstäblich: Hamlets Rachemission um seines Vaters Geistes willen (den perfiderweise ebenfalls Selge spielt), mutiert zum paranoiden Machttrip; aus dem grauen Nerd wird ein kasperlehafter Meisterdenker, der alle Welt ungefragt in den Bann seiner böse-witzigen Lektionen zieht. Nachdem Hamlet für seine moralischen Überzeugungen zum Mörder geworden ist, krönt er sich, abweichend von Shakespeare, für einen Moment selbst zum König: Aus Hamlet wird der neue Geist, der Geist der Neuzeit, deren Gründungsmythos wieder und wieder erzählt werden muss. Auch Jan Bosse hat sich dem nicht entzogen und eine glasklar gedachte, in Großbuchstaben gespielte Version vorgelegt.
Regie – Jan Bosse
Bühne – Stéphane Laimé
Kostüme – Kathrin Plath
Musik – Arno P. Jiri Kraehahn
Licht – Peter Bandl
Dramaturgie – Gabriella Bussacker
Edgar Selge – Claudius, Geist
Franziska Walser – Gertrud
Joachim Meyerhoff – Hamlet
Jean-Pierre Cornu – Polonius
Mike Müller – Horatio, Totengräber
Oliver Masucci – Laertes
Maja Schöne – Ophelia
Tomas Flachs Nóbrega – Rosenkranz
Michael Ransburg – Güldenstern
u. a.