10 bemerkenswerte Inszenierungen

The Silence

von Falk Richter

Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin

Deutschsprachige Erstaufführung: 19. November 2023

The Silence © Schaubühne am Lehniner Platz

Wie glaubwürdig ist Erinnerung? In „The Silence“ untersucht Falk Richter seine eigene Familiengeschichte und stößt auf nicht ausgesprochene Wahrheiten, verdrängte Geheimnisse und unaufgearbeitete Traumata.

Nachtgespräch mit Publikum
Samstag, 4.5.2024 im Anschluss an die Vorstellung
Impuls: Katharina Warda (Soziologin)
Jurymitglied: Janis El-Bira
Moderiert von Florian Malzacher

„Ist das Niederschreiben einer Erinnerung immer auch das Schaffen einer Fiktion?“, fragt der Autor und Regisseur Falk Richter. Zur Erforschung seiner eigenen Familiengeschichte nimmt er einen Dialog mit seiner Mutter auf, der sich um Traumata, Schweigen und Unterdrückung dreht. Schon bald vermischen sich Autobiografisches und Fiktives, widersprechen sich Erinnerungen und ergeben sich neue Realitäten. 
Im autofiktionalen Stück „The Silence“ steht nicht der Autor selbst auf der Bühne, sondern der Schauspieler Dimitrij Schaad, der in die Rolle von Falk Richter schlüpft und dessen Geschichte mal kommentiert, mal szenisch unterlegt. Eine eindrückliche Reise in die Abgründe der westdeutschen bürgerlichen Gesellschaft von der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart und eine Erzählung über das Ringen um Verständnis zwischen den Generationen.

Statement der Jury

Ein Vater, der bis ins hohe Alter vom Krieg albträumt, eine Mutter, die die Tagebücher ihrer Kinder kontrolliert, Eltern, die beim homophoben Angriff auf den Sohn kein Mitleid zeigen: Der Autor und Regisseur Falk Richter macht sich in seinem autofiktionalen Stück „The Silence“ auf die Suche nach Gründen für das Schweigen, das seine Kindheit und Jugend in der Nordheide geprägt hat. Er konfrontiert in Dokumentarfilmaufnahmen seine Mutter, die ihr Leben als Geschichte des Durchhaltens oder auch der „Resilienz“ erzählt, erfindet böse-witzige Dialoge mit seinem alten Schulfreund und einer Therapeutin. Auf der als Buchholzer Vorgarten gestalteten Bühne lässt er sich vom Schauspieler Dimitrij Schaad vertreten, der sich furios in den Künstler einfühlt, aber auch eine eigene Haltung zu dieser Selbsterforschung hat. Mit „The Silence“ zeigt Falk Richter nicht nur mitreißend und reflektiert am Beispiel der eigenen Familie, wie tief die Spuren von Faschismus und Kriegserfahrung in die bundesrepublikanische Mentalität reichen. Er lässt auch das Publikum teilhaben an Kämpfen und Perspektivverschiebungen, die vielleicht einen neuen Anfang ermöglichen.

ZumVideostatement von Jurorin Eva Behrendt über „The Silence“

Programmheft (PDF, 0,7 MB)

Künstlerisches Team

Falk Richter – Regie
Katrin Hoffmann – Bühne und Kostüme
Daniel Freitag – Musik
Lion Bischof – Video
Nils Haarmann, Jens Hillje – Dramaturgie
Carsten Sander – Licht

Besetzung

Dimitrij Schaad

Im Video
Doris Waltraud Richter, Falk Richter

Neue Version in deutscher Sprache für die Schaubühne. Eine erste Version der Inszenierung wurde am Théâtre National de Strasbourg in Koproduktion mit der MC93 Bobigny und der Maison de la Culture d’Amiens uraufgeführt.

Inhaber der Aufführungsrechte: schaefersphilippen™, Theater und Medien GbR, Köln