Theater | 10er Auswahl
aus dem Italienischen von Katrin Hammerl, Laura Olivi
Bayerisches Staatsschauspiel / Residenztheater, München (Intendanz Martin Kušej)
Uraufführung 22. März 2019
Eine göttliche Komödie. Dante < > Pasolini. Max Gindorff, Philip Dechamps, Gunther Eckes, Franz Pätzold, Tim Werths © Matthias Horn
Antonio Latella lässt den 1975 getöteten Künstler Pier Paolo Pasolini durch Dantes neun Höllenkreise wandeln und uns dabei Wegmarken der Biografie des Filmregisseurs und Dramatikers wieder entdecken.
„Wir müssen die Dinge immer wiederholen, damit wir begreifen, was wir tun“, heißt es im Stück. Fast könnte der Satz programmatisch stehen für diesen Abend, der verschiedene Variationen eines Mordes durchspielt und in die Hölle und das Purgatorium führt. Antonio Latella greift den ungeklärten gewaltsamen Tod von Pier Paolo Pasolini auf und verwebt ihn mit Motiven aus Dante Alighieris „Eine göttliche Komödie“. Heraus kommt eine brutal-zärtliche Studie über das Verhältnis von Leben und Kunst.
Antonio Latella denkt Dante und Pasolini zusammen, die beiden großen Moralisten der italienischen Literatur. Vergils Höllengang in der „Göttlichen Komödie“ wird zur Matrix für Pasolinis konfliktreiche politische und private Biografie: Der Regisseur wurde im November 1975 am Strand von Ostia ermordet; die wahren Täter hat man nie gefunden. Latella perpetuiert diesen Mord auf der Bühne in einem eindringlichen Ritual und spiegelt Pasolinis Sterben in Dantes Gang durch die Höllenkreise. Die Beziehungen und Motivverflechtungen, die er so herstellen kann, sind frappant und bis ins Detail thematisch abgestützt, und dies ganz ohne Auftrumpfen, sondern mit großem Ernst aus dem Material heraus gedacht. Latellas künstlerische Aufrichtigkeit und der damit verbundene Mut zur großen Geste, auch zum ungeschützten Pathos, sind ebenso beeindruckend wie seine formale Sicherheit und die stupende Präzision des Schauspieler-Ensembles. Ein bestürzend brutaler und sagenhaft zarter Abend.
Regie Antonio Latella
Bühne Guiseppe Stellato
Kostüme Graziella Pepe
Musik Franco Visioli
Choreografie Francesco Manetti
Licht Gerrit Jurda
Dramaturgie Federico Bellini, Laura Olivi
Mit
Philip Dechamps, Gunther Eckes, Max Gindorff, Franz Pätzold, Nils Strunk, Tim Werths, Bruno Opaçak