Raum für Wissensaustausch & Installation

Library of MaerzMusik

Mehrere Personen sitzen auf Sofa-Elementen vor zwei Sprecher*innen. Rechts neben ihnen sind eine Glasfassade und Bücher auf tiefen Regalen zu erkennen. Über den Besucher*innen hängt eine große Lichtinstallation, bestehend aus neun Quadraten.

Library of MaerzMusik 2023 © Berliner Festspiele, Foto: Camille Blake

16.3. – 19.3./22.3., ab 14:00
21./23.3. – 24.3., ab 12:00
20.3. geschlossen

Eintritt frei

Die Library of MaerzMusik öffnet während des Festivals als Raum des verkörperten Wissens und der Zusammenkunft. Neben einer Installation Christina Kubischs sowie Partituren Lucia Dlugoszewskis stehen Gespräche mit François Bonnet, Sarah Nemtsov sowie George Lewis u. v. a. auf dem Programm.

Library of MaerzMusik – Opening

16. März 2024, 14:00 Uhr
Zum Programm

 

AbendprogrammLibrary of MaerzMusik

Wissen lebt und ist erlebbar. Die Library of MaerzMusik ermöglicht den Austausch zwischen und mit Künstler*innen, Publikum und Medien. In der im Haus der Berliner Festspiele geöffneten modularen Bibliothek bündeln sich auch in dieser Festivalausgabe thematische Stränge aus dem Programm. Besucher*innen können Partituren und Skizzen der Komponistin Lucia Dlugoszewski, deren Leben und Werk ein zweiter Teil des Rechercheprojekts „Contemplations into the Radical Others“ gewidmet ist, einsehen und ihrer Musik lauschen. Auch Christina Kubisch lädt mit ihrer raumfüllenden Installation „KUPFERGARTEN“ zum aktiven Erleben statt passivem Konsum ein: Diskursiv-klanglich verhandelt sie darin Ästhetik und politische Dimensionen eines alltäglichen Materials. Des Weiteren sind Gespräche mit Komponist*innen und Künstler*innen geplant. Am 22. März gastiert die Library of MaerzMusik in der Akademie der Künste, um den Austausch über die Institutionen hinweg voranzutreiben. Im Gespräch werden u. a. die Herausgeber George Lewis und Harald Kisiedu ihr neues Buch „Composing While Black. Afrodiasporische Neue Musik Heute“ vorstellen.

Samstag 16.3.

14:00 | Gespräch: INA grm’s Acousmonium

mit KMRU, Jessica Ekomane, Eve Aboulkheir und François Bonnet
Moderation: Jessica Ekomane
Grußworte: Kamila Metwaly

Zugehörige Veranstaltung: Acousmonium

Zur Eröffnung des Festivals wird das von François Bayle entworfene Lautsprecherorchester Acousmonium mit Werken von unter anderen Beatriz Ferreyra, Eve Aboulkheir und Iannis Xenakis bespielt. In der Library of MaerzMusik kommen Klangkünstler* innen, Komponist*innen und Musiktheoretiker*innen zusammen, um über die technischen Möglichkeiten und die Bedeutung des Lautsprecherorchesters für die Präsentation akusmatischer Musik zu sprechen.

16:00 | Gespräch und Führung: KUPFERGARTEN

mit Christina Kubisch und Antonia Alampi
Die Führung und das Gespräch finden in englischer Sprache statt.

Zugehörige Soundinstallation: Topographies of Hearing: KUPFERGARTEN

Im Rahmen von „Topographies of Hearing“ verdichtet Christina Kubisch in ihrem „KUPFERGARTEN“ ästhetische und ökologische ebenso wie politische und wirtschaftliche Probleme. Im Gespräch mit Antonia Alampi gibt die Künstlerin einen Einblick in ihr Schaffen, während eine Führung durch die begehbare Installation die Ambivalenz des Materials und sein Verhältnis zu den Künsten vor Augen führt.

Montag 18.3.

16:00 | Gespräch und Listening Session

mit Sarah Nemtsov und Ernst Surberg

Zugehörige Veranstaltungen: b-l duo (bertram wee / lynette yeo)Pulp Science

Donnerstag 21.3.

12:00 – 16:00 | Contemplations into the Radical Others: Laboratory Part 1

Die Reihe ist Teil des Schwerpunkts der Festivalausgabe auf Lucia Dlugoszewski. 

 

12:00 | Performance: Lucia Dlugoszewski’s „Clarinet Music for the Left Ear in a Small Room” 
für Klarinette
mit Carl Rosman (Ensemble Musikfabrik)

Listening Session: Re-Inventing the Inventions
mit Dirk Rothbrust, mit anschließendem Gespräch mit Thomas Meixner

13:30 | Gespräch: Ensemble Perspectives on Performing Dlugoszewski’s Music 
mit Christine ChapmanLilianna KrychAgnese ToniuttiLiwia Bargieł und Monika Żyła

In den letzten zwei Jahren hat sich das Ensemble Musikfabrik intensiv mit der Erforschung der Werke von Lucia Dlugoszewski beschäftigt. Dazu gehörten mehrere Besuche in der Library of Congress in Washington, D.C., mit dem Ziel, die Kompositionen, die Philosophie und die Instrumente Dlugoszewskis zu sammeln, zu analysieren, zu verstehen und die Herangehensweise des Ensembles an ihr OEuvre zu verbessern. In dieser Listening Session befasst sich Dirk Rothbrust mit Lucia Dlugoszewskis innovativen perkussiven Instrumenten und gibt Einblicke in deren Musikalität, Klang und Aufführung. Zu den untersuchten Instrumenten gehören Leiterharfen aus Holz und Glas, Tangentenrasseln aus Glas und andere, die von Thomas Meixner für dieses Projekt bis ins Detail rekonstruiert wurden. Im Gespräch erörtert Meixner die besonderen Herausforderungen der Rekonstruktion, bei der er sich auf bruchstückhafte Informationen, Konstruktionshinweise und klangliche Anhaltspunkte stützt. Die Veranstaltung beleuchtet das anhaltende Engagement des Ensembles im Bereich rekonstruktiver und fantasievoller Musik.

Wo beginnt der Prozess der Interpretation von Lucia Dlugoszewskis Musik? Was bedeutet es, ihre Partituren wiederzubeleben, und wie bleibt ihre Musik für ein heutiges Publikum relevant? Zwar spielt das Archiv eine wichtige Rolle für das Verständnis von Dlugoszewkis Werk, doch scheint der enorme Umfang der gesammelten Manuskripte und Schriften auch ein gewisses Hindernis darzustellen. Warum ist der Zugang zu Dlugoszewskis Partituren für heutige und künftige Interpret*innen nach wie vor herausfordernd? In ihrem Gespräch teilen Christine Chapman, Lilianna Krych, Agnese Toniutti und Monika Żyła ihre Überlegungen und Erfahrungen mit Dlugoszewskis Partituren aus der Sicht von Musiker*innen, Forscher*innen und Autor*innen.

18:00 | Gespräch: Listening to Helmut Lachenmann

Mit Helmut Lachenmann und Björn Gottstein
Das Gespräch mit Helmut Lachenmann am Donnerstag, 21. März muss leider entfallen.

Zugehörige Veranstaltung: teeth

Freitag 22.3.

14:00 – 18:00 | Library goes AdK

Akademie der Künste, Hanseatenweg

14:30 | Lesung und Gespräch: Composing While Black. Afrodiasporische Neue Musik Heute
mit Dr. Harald Kisiedu, George Lewis und Audio-Aufzeichnung vorgelesener Passagen mit Elaine Mitchener

Eine Gruppe von Wissenschaftler*innen und Künstler*innen liest und diskutiert Auszüge aus dem Buch „Composing While Black. Afrodiasporische Neue Musik Heute“ von George Lewis und Harald Kisiedu. Die Aufsatzsammlung eröffnet einzigartige neue Perspektiven auf zeitgenössische afrodiasporische Komponist*innen, die zwischen 1960 und heute aktiv waren bzw. sind, ein Zeitraum, der von der Forschung, der Programmgestaltung von Konzerten und journalistischen Darstellungen vor allem in Europa bisher weitgehend ignoriert wurde.

Samstag 23.3.

12:00 – 16:00 | Contemplations into the Radical Others: Laboratory Part 2

Die Reihe ist Teil des Schwerpunkts der Festivalausgabe auf Lucia Dlugoszewski.

 

12:00 | Performance: Lucia Dlugoszewski’s „Clarinet Music for the Left Ear in a Small Room"
für Klarinette
mit Carl Rosman (Ensemble Musikfabrik)

Gespräch: Taking Time to be Vulnerable
mit Marco Blaauw, Mazyar Kashian, Elena RykovaBethan Morgan-Williams

13:00 | Conversation: Performing the Archive: Focus on Dance
mit Katherine Duke, Edivaldo Ernesto und Louis Kavouras

14:00 | Performative Lecture: Problem as Possibility: Dialoguing with Dlugoszewski’s Scores
mit Kate Doyle und Agnese Toniutti

Marco Blaauw kommt mit den Komponist*innen Mazyar Kashian, Elena Rykova und Bethan Morgan-Williams zusammen, um sich mit der Entwicklung ihrer von MaerzMusik und dem Ensemble Musikfabrik in Auftrag gegebenen Werke zu beschäftigen. Einige Werke, die auf dem Festival zu hören sind, wurden von der Musik und Philosophie Dlugoszewskis inspiriert. Doch anstatt sich auf eine direkte Linie von Ideen zu fokussieren, wird die Diskussion verschiedene ästhetische Perspektiven auf Musik und darüber hinaus berücksichtigen.

Im Gespräch diskutieren die Choreograf*innen Katherine Duke und Edivaldo Ernesto sowie Tänzer Louis Kavouras verschiedene Perspektiven auf Tanz und Bewegung und blicken dabei auf Dlugoszewskis Verhältnis zum Komponieren für Tanz und ihre langjährige Beziehung zu Erick Hawkins.

In einer Fortsetzung ihres fortlaufenden Dialogzyklus über Lucia Dlugoszewskis Praxis und Partituren führen Kate Doyle und Agnese Toniutti einen Dialog über einen Dialog – und betrachten damit erneut (und in neuen Formen) die Möglichkeiten, die die „Probleme“ von Dlugoszewskis radikalen und innovativen Partituren und Notationsstrukturen bieten. Die Partitur kann ein Ort des dynamischen Austauschs zwischen Aufführung und Analyse sein, ein Ort des Gesprächs über Material und Bedeutung. Wie bei Gesprächen üblich, bringen Rätsel oder Unstimmigkeiten neue Ideen und neue Formen hervor. Probleme werden zu Möglichkeiten. Es entsteht ein Kreislauf, in dem Doyle und Toniutti jede Lösung aufführen, bewerten und hinterfragen. Indem sie auf diesen Prozess und seine Wiederholungen achten, setzen sie sich mit dem Bestreben auseinander, Teile der Partitur als Leser*innen und Darsteller*innen zu verstehen. Zugleich werden Begrenzung und Potenzial, Absicht und Erfindung sowie die Notwendigkeit ständiger Demut des Lernens erforscht.

16:00 | Panel: Improvisation as Praxis: Music as a Form-of-Life

mit Professor John Sutton (Macquarie University/University of Stirling), Professor Michael Wheeler (University of Stirling), Ass. Prof. Nanette Nielsen (University of Oslo), Dr. Christopher A. Williams und Dr. Joshua Bergamin vom Projekt „(Musical) Improvisation & Ethics”

Zugehörige Veranstaltung: (Musical) Ethics Lab 6

Musik ist keine „Sache“ – Musik ist etwas, das wir tun. Doch was tun wir eigentlich, wenn wir Musik machen?
Musikmachen erfordert ein breites Spektrum an Fähigkeiten, von instrumentalen Techniken und theoretischem Wissen über Empathie bis zu sozialem Bewusstsein. Diese Fähigkeiten zu lernen bedeutet, eine bestimmte Person zu werden. Im Gespräch mit Musiker*innen wird schnell klar, dass Musikmachen nicht nur eine Tätigkeit ist, sondern eine Identität: eine Art und Weise des In-der-Welt-Seins.
Diese Art des Seins ist etwas Gemeinsames, denn Musizieren ist immer auch ein sozialer Akt und findet in einem Kontext mit einer bestimmten kulturellen und materiellen Geschichte statt. Diese Dimension tritt in experimenteller improvisierter Musik besonders deutlich zutage, wo die vielfältigen Kontexte verschiedenster Musiker*innen miteinander im Dialog stehen.
Als wissenschaftliche Antwort auf das „(Musical) Ethics Lab 6“ mit dem Splitter Orchester und dem Trondheim Jazz Orchestra erörtern renommierte Wissenschaftler*innen aus den Bereichen Musikwissenschaft, Philosophie und Kognitionswissenschaft, wie wir Musik nutzen, um mit der Welt und miteinander Sinn zu finden. Mit einem besonderen Fokus auf freie Improvisation untersuchen sie, inwiefern Musikmachen nicht nur Ausdruck ästhetischer, sondern auch ethischer Prinzipien ist.

Sonntag 24.3.

12:00 – 16:15 | Contemplations into the Radical Others: Laboratory Part 3

Die Reihe ist Teil des Schwerpunkts der Festivalausgabe auf Lucia Dlugoszewski.

 

12:00 | Gespräch: Processes and Procedures
mit Christine Chapman, Marco BlaauwMonika Żyła und Kamila Metwaly

Performance: Song for the Poetry of Everyday Sound
mit Katherine Duke, Kate Doyle u. a.

13:00 | Lecture: Chasing the Morning Star: The Aesthetic and Philosophical Armatures of Lucia Dlugoszewski
mit Louis Kavouras

14:00 | Lecture: The Musical Cartography of Lucia Dlugoszewski
mit Dustin Hurt

15:00 | Gespräch: Transformations of Cantilever
mit Dustin Hurt

16:00 | Performance: Lucia Dlugoszewski’s „Violin Music for the Left Ear in a Small Room"
mit Hannah Weirich

Kurz vor Festivalende konzentriert sich dieses Gespräch auf persönliche Perspektiven auf Dlugoszewskis Werk. Die der zweijährigen Recherche zugrundeliegenden Prozesse und Verfahren werden von den beteiligten Musiker*innen und Kurator*innen vorgestellt, die verschiedene Wege gefunden haben, durch Dlugoszewskis labyrinthisches Werk zu navigieren. Ziel des Gesprächs ist es, die heutigen Hörbedingungen und -situationen von Musik des 20. Jahrhunderts bzw. zeitgenössischer Musik zu beleuchten. Dabei soll aufgezeigt werden, dass eine (Neu-)Schreibung der Musikgeschichte nicht nur ausgehend von Partituren erfolgen kann, sondern auch durch die Aufführungspraxis und all ihren Implikationen von Lebendigkeit.

Lucia Dlugoszewski schuf ein musikalisches Werk, das auf einzigartige Weise von Poesie, Ästhetik, Philosophie und Abstraktion durchdrungen ist. Um die topografische Klanglandschaft zu überblicken, die Dlugoszewski einst erforschte, müssen zunächst die einzelnen Stränge verstanden werden. Mit persönlichen Geschichten und philosophischen Zitaten enthüllt dieser Vortrag die Ästhetik, die Dlugoszewskis künstlerischen Prozess kennzeichnet.

Auf der Grundlage von Archivrecherchen in den „Lucia Dlugoszewski Papers“ in der Library of Congress untersucht Kurator, Komponist und Forscher Dustin Hurt Dlugoszewskis kreative Praxis, mit besonderer Berücksichtigung ihrer Verwendung von „Karten“: bildliche Illustrationen, in denen Tanznotationen, ikonografische Symbole, grafische Analysen und literarische Referenzen miteinander verschmelzen. Diese Karten – die Dlugoszewski wortgewandt als „Karten des sprunghaften Zufalls und der Gedächtnisstreichungen“ beschreibt– dienen als dynamische Entwürfe, die ihre kreative Erforschung von Klangfarbe, Dynamik und formalen Strukturen lenken. Anhand von anschaulichen Beispielen und Bildmaterial aus den Archiven wird dieser Vortrag die sich überlappenden Ebenen von Dlugoszewskis musikalischer Kartografie entfalten.

Auf die Frage, was der Titel „Music for Left Ear in a Small Room“ bedeute, antwortete Lucia Dlugoszewski: „Es bedeutet, sich daran zu erinnern, dass unsere Ohren auf beiden Seiten des Kopfes sind. Es bedeutet vor allem, von sehr engen und geliebten Freund*innen gehört zu werden.“

Das Projekt „Library“ wurde von MaerzMusik initiiert, von Diogo Passarinho Studio konzipiert und ist gefördert vom Hauptstadtkulturfonds.